Es ist kalt, bitterkalt.
Dinge sind möglich, wie sie noch nie möglich waren, weil wir
nicht mehr gewohnt waren zu frieren. In der Wilhelma kuscheln
sich die Affen, und Flocke bekommt einen Freund aus dem eisigen
Russland. Im Kölner Dom ein Winterwunder: Das Weihwasser ist
gefroren. Wenn nur der Deutschen Weg zur Arbeit nicht so beschwerlich
wäre. Zeit, Heinrich Heine zu gedenken:
Im fröhlichen
Monat Januar war's Die Tage wurden länger und heitrer, Der
Wind riss von den Bäumen den Schnee Und ich kam nicht mehr
weiter.
Die Bahn stand stumm und still Der Morgen
ward langsam alt Die Lok vereist, selbst der Führer berief Sich
auf höhere Gewalt.
Durchs Handy die Sekretärin sang, Sie
sang mit falschem Gefühle Doch wahr ward die Ahnung: Den
Späten bestraft die Abmahnung.
Ich kenne die Weise, ich
kenne den Text Das süsse Lied endet auf Freizeit Doch
tot ist dann mein Fron: Denn ich habe keine Gleitzeit.
Ein
neues Lied, ein besseres Lied, zum Auto, die Scheiben vom
Eise befreit! Den Winter besiegt, in seiner Form Nur Frostschutz
mit deutscher Norm.
O wie rasend die Fahrt, Stuttgart Sah
nur noch mein Rücklicht! Die Welt ein weisser Rausch zum
Glück Ehrt der Schwabe die Räumpflicht.
Nur auf den
letzten Metern rannte Durch den Schnee hochästhetisch Ein
hechelnder Jogger vors Auto In seinem atmungsaktiven Fetisch.
Seitdem
ich das Büro betrat Wird mir die Arbeit mit Worten gewürzt. Die
Tage werden jetzt länger, Nur das Gehalt ist schon wieder
gekürzt. |