Seit 34 Jahren verweigere
ich mich dem Cello. Nicht dass ich davor Cello gespielt hätte.
Aber seit 34 Jahren tue ich es ganz bewusst nicht. 34 Jahre,
liebe Leser, sind eine verdammt lange Zeit. Vermutlich hätten
34 Jahre gereicht, um es zu einer Meisterschaft auf dem Instrument
zu bringen. Es ist gut möglich, dass ich inzwischen ein leuchtender
Stern am Cello-Himmel wäre, ein Gigastar unter den weltweit
operierenden Cellisten. Aber nun ist es zu spät. Jetzt ist mir
klar, dass ich eine Cellistenkarriere bereits im Ansatz vergeigt
habe.
34 Jahre ist es her, dass die
britische Alzheimer-Expertin Elaine Murphy und ihr Ehemann John,
der Chef einer Brauerei, die Mär von den Cello-Hoden in die
Welt gesetzt haben. Cello spielen, behauptete das Paar im Mai
des Jahres 1974 in einem Brief an das "British Medical
Journal", könne Schmerzen im Hodenbereich verursachen.
Ich fürchte, nicht nur mich hat diese Nachricht damals tief
getroffen und vom Erlernen des Instruments abgehalten. Ich bin
in der Cello-Szene nicht sonderlich bewandert. Aber falls es
in dem Bereich Nachwuchsprobleme gibt, dann wissen wir warum.
Wegen eines Scherzes. Einer üblen, hodenlosen Frechheit.
Sie
hätten die Geschichte von den Cello-Hoden nur deshalb erfunden,
gaben die Murphys nun zu, weil sie zuvor in besagten Heft einen
unglaublichen Bericht über Gitarren-Nippel gelesen hätten. Das
Leiden sollen sich drei Mädchen durch die Reibung des Instruments
an einer Brustwarze zugezogen haben. Ich kann nur hoffen, dass
wenigstens der Gitarren-Nippel einen wahren Kern hat. Denn auch
Gitarre habe ich wegen potenzieller Spätfolgen nie gelernt.
Ganz zu schweigen vom vorzeitigen Abbruch einer Holzblasinstrumentenkarriere
(Blockflötenständer!).
Dumm nur, dass
mich kein Mensch vor den medizinischen Spätfolgen von Schreibmaschinenschreiben
mit zwei Fingern gewarnt hat. Das ist der Grund, weshalb mir
bei der Arbeit das Lachen längst vergangen ist. |