Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Mail 2009)
 

   Wir möchten Sie hier in aller Deutlichkeit darauf aufmerksam machen, dass der Frühling über das Land kommt, sein blaues Band flattern lässt oder eben Dinge tut, die Frühlinge so machen, wenn ihnen die Temperaturen in den Kopf steigt. Spuren des Frühlings lassen sich schon im 13. Jahrhundert entdecken. Seit die Menschen erkannten, dass es sich im warmen Schatten von Lindenbäumen oder an Flussauen gut schnäbeln, gurren und intrigieren lässt, hat der Frühling seinen festen Platz im Jahresablauf. Indes haftet ihm durch seine Stellung zwischen den kraftstrotzenden Antipoden Sommer und Winter etwas Zwittrig-Wankelmütiges an. Davon liessen sich die Menschen in dieser Woche nicht beirren; Sie sassen an Flussauen oder im Schatten von Möbelcentern, liessen sich von einem erspähten Stück brauner Haut an einem Frauenbein zu verwegenen Fantasien anregen und stellten fest, dass jeder Sonnenuntergang ein Stück der Krise mit sich hinabzieht zur anderen Seite der Erdkugel, wo sie irgendwen sonst trifft.



   Warum wir das alles schreiben? Nun weil in der stickigen Redaktionsstube von brauner Haut nichts zu sehen ist und diese Spalte ja irgendwie gefüllt werden muss. Deshalb nehmen wir den verbleibenden Platz auch gerne in Anspruch, um vor den Folgen des Frühlings zu warnen. Viele Gartenpflanzen verkraften den Wärmeeinbruch nicht und verlassen das Terrain angemessenen Verhaltens. Die Schlangengurke Dominica Piechiensis beispielsweise gerät wachstumsbedingt ausser Kontrolle (siehe Bild links), versucht Konkurrenten zu verdrängen und neigt zu Gehässigkeiten, die das Klima des ganzen Garten vergiften können. Der Grüne Peer wiederrum, ein hartleibiges Staudengewächs, hängt bei einem zu grossen Defizit an Kies mürrisch (siehe Bild rechts) an seinen Klettergerüsten herum und macht sich unbeliebt, indem er scheuen Rehen alle Schlupflöcher verstopft. Die Akelei Honessiensis, von manchen nur Roter Uli genannt, steht bereits im Saft und signalisiert durch ihre purpurne Gesichtsfärbung Potenz und Herrschaftsanspruch. Wer es wagt, sie wegen ihrer charakteristischen Form als Bratwurst zu bezeichnen, wird mit Wortkaskaden bespritzt, die so giftig sind, dass sie den Garten binnen kurzer Zeit in ein flandrisches Schlachtfeld verwandeln.

   Gewarnt sei auch vor all den Flachwurzlern, die meist in privaten Fernsehen angeboten werden und klumsig versuchen, die Aufmerksamkeit jeder Grillgesellschaft auf sich zu ziehen. Der Gärtner muss darauf achten, ihnen die Fäkaldrüsen abzubinden, bevor sie den Bienen zum Verhängnis werden. Die Hundskamille Eminemela schluckt alles an legalen Drogen, was im Garten wächst und beleidigt dann ihre Mutter. Setzen sie ihr einfach Köpfhörer auf. Nicht zuletzt verbreitet sich auch die nicht totzukriegende Gewürzstaude Anthiriscus cerefolium Witzigmann explosionsartig. Aus der Küche ist sie nicht mehr wegzudenken, seit sie in jedem besseren Koksbuch bewusstseinserweiternende Eintöpfe verfeinert.

   Es gibt also viel zu tun im Garten des Frühlilngs, um das Konzert der floralen Egozentriker in einen Cor der Harmonie zu verwandeln. Und wenn es mit guten Worten und Düngemittel nicht geht, hilft schwarze Pädagogik: Stellen Sie einfach ein paar scheussliche Winterfotos ins Beet. Ein vereister Flusslauf oder ein künstlicher Weihnachtsmann vor dem nahe gelegenen Möbelcenter bringen auch aufsässige Pflanzen schnell zur Räson.
 

 

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