Wir möchten Sie hier in
aller Deutlichkeit darauf aufmerksam machen, dass der Frühling
über das Land kommt, sein blaues Band flattern lässt oder eben
Dinge tut, die Frühlinge so machen, wenn ihnen die Temperaturen
in den Kopf steigt. Spuren des Frühlings lassen sich schon
im 13. Jahrhundert entdecken. Seit die Menschen erkannten,
dass es sich im warmen Schatten von Lindenbäumen oder an Flussauen
gut schnäbeln, gurren und intrigieren lässt, hat der Frühling
seinen festen Platz im Jahresablauf. Indes haftet ihm durch
seine Stellung zwischen den kraftstrotzenden Antipoden Sommer
und Winter etwas Zwittrig-Wankelmütiges an. Davon liessen sich
die Menschen in dieser Woche nicht beirren; Sie sassen an Flussauen
oder im Schatten von Möbelcentern, liessen sich von einem erspähten
Stück brauner Haut an einem Frauenbein zu verwegenen Fantasien
anregen und stellten fest, dass jeder Sonnenuntergang ein Stück
der Krise mit sich hinabzieht zur anderen Seite der Erdkugel,
wo sie irgendwen sonst trifft.

Warum
wir das alles schreiben? Nun weil in der stickigen Redaktionsstube
von brauner Haut nichts zu sehen ist und diese Spalte ja irgendwie
gefüllt werden muss. Deshalb nehmen wir den verbleibenden Platz
auch gerne in Anspruch, um vor den Folgen des Frühlings zu warnen.
Viele Gartenpflanzen verkraften den Wärmeeinbruch nicht und
verlassen das Terrain angemessenen Verhaltens. Die Schlangengurke
Dominica Piechiensis beispielsweise gerät wachstumsbedingt
ausser Kontrolle (siehe Bild links), versucht Konkurrenten zu
verdrängen und neigt zu Gehässigkeiten, die das Klima des ganzen
Garten vergiften können. Der Grüne Peer wiederrum, ein
hartleibiges Staudengewächs, hängt bei einem zu grossen Defizit
an Kies mürrisch (siehe Bild rechts) an seinen Klettergerüsten
herum und macht sich unbeliebt, indem er scheuen Rehen alle
Schlupflöcher verstopft. Die Akelei Honessiensis, von
manchen nur Roter Uli genannt, steht bereits im Saft und signalisiert
durch ihre purpurne Gesichtsfärbung Potenz und Herrschaftsanspruch.
Wer es wagt, sie wegen ihrer charakteristischen Form als Bratwurst
zu bezeichnen, wird mit Wortkaskaden bespritzt, die so giftig
sind, dass sie den Garten binnen kurzer Zeit in ein flandrisches
Schlachtfeld verwandeln.
Gewarnt sei
auch vor all den Flachwurzlern, die meist in privaten
Fernsehen angeboten werden und klumsig versuchen, die Aufmerksamkeit
jeder Grillgesellschaft auf sich zu ziehen. Der Gärtner muss
darauf achten, ihnen die Fäkaldrüsen abzubinden, bevor sie den
Bienen zum Verhängnis werden. Die Hundskamille Eminemela
schluckt alles an legalen Drogen, was im Garten wächst und beleidigt
dann ihre Mutter. Setzen sie ihr einfach Köpfhörer auf. Nicht
zuletzt verbreitet sich auch die nicht totzukriegende Gewürzstaude
Anthiriscus cerefolium Witzigmann explosionsartig. Aus der
Küche ist sie nicht mehr wegzudenken, seit sie in jedem besseren
Koksbuch bewusstseinserweiternende Eintöpfe verfeinert.
Es
gibt also viel zu tun im Garten des Frühlilngs, um das Konzert
der floralen Egozentriker in einen Cor der Harmonie zu verwandeln.
Und wenn es mit guten Worten und Düngemittel nicht geht, hilft
schwarze Pädagogik: Stellen Sie einfach ein paar scheussliche
Winterfotos ins Beet. Ein vereister Flusslauf oder ein künstlicher
Weihnachtsmann vor dem nahe gelegenen Möbelcenter bringen auch
aufsässige Pflanzen schnell zur Räson. |