Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. Mai 2009)
 

   Jeder kennt sie, die Mysterien des Alltags, die uns zu falschen Schlussfolgerungen verleiten: Man steckt ein Paar Socken in die Waschmaschine und fischt später drei Stück aus der Trommel. Fatal. Deswegen trägt der moderne Hausmann auch nur noch einen Strumpf beim Sex. So vertrackt verhält es sich auch mit dem Kochen, wo allerlei unerklärliche Gesetze freiheitshemmend wirken. Doch damit ist jetzt Schluss, denn seit kurzem sorgt ein "kleines Lexikon der Küchenirrtümer" für Aufsehen in Buchläden und Magengruben. Hier nun einige Kostproben.

   Nudeln verkleben nicht, wenn man Öl ins Wasser gibt. Falsch!, sagt der bekannteste deutsche Michelsternekoch Karl-Theodor zu Guttenberg: "Motorenöl und wässriges Ministergeblubber bilden lediglich nach schnellem Gequirle eine schmierige Insolvenz. Beim Nudelwasser aber schwimmt das Öl immer auf der Opelfläche. Warum also sollte das die darunter abtauchenden Milliarden die Nudeln zusammenkleben? Deswegen mein Geheimtipp: Nudeln erschrecken und abtropfen lassen, danach was aus der selbst gemachten, frisch vom Schädel geschabten Pomadenemulsion einrühren und lange hinhalten. So bleiben die Unterschichtnudeln das ganze Fressen über vereinzelt und geschmeidig."



   Muscheln soll man nur in den Monaten mit "r" essen. Falsch!, sagt der Experte für pikante neapolitanische Küche Silvio Berlusconi: "Es stimmt gar nicht, dass die süssen Muscheln nur in den Wintermonaten die notwendige Verzehrgrösse aufweisen. Als Cavaliere alter Geniesserschule sage ich dazu nur: Hitzig gegart mit ein wenig Vino Bianco, einem rollenden R und einigen anregenden, teuren Gewürzkränzen kann man sie immer und überall vernaschen, das ganze Jahr über, assolutamente, da die kleinen, festen Dinger ohnehin mindestens 17 Jahre alt werden. Danach ist aber auch schnell basta! Man sollte daher stets darauf achten, dass die leicht verderblichen Meeresfrüchtchen aus sauberen, verschwiegenen Heimatsgewässern stammen."

   Pilze darf man nicht aufwärmen! Falsch!, sagt der geheimnisvolle Star aus der angesagten Atomarküche aus Pengpjöngjang, Kim Jong il: "Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich seinerseits als Glutamatterroristan einem unbekannten Krisenherd der Welt mit einer Abschreckprämie aus dem Westen den ersten kulinarischen Kernfusionstempel in Nordkorea eröffnet habe. Ich war Jong, ich war schön und begann zu experimentieren: Mit schaumigen Dauerwellen, High-Heels für partikelgrosse Männer, winzigen Volksreisportionen und unterirdischen gezogenen Atompilzen. Heraus kam mein berühmtes Hungersoufflé aus Chili, ANgst und Schrecken ("Kim Chi"), das man einfach in einer handelsüblichen Mikroaufbereitungsanlage steckt und so oft zündet, wie man will. Ein Gericht für explosive Gaumen!"

   Alkohol verdampft beim Kochen. Falsch!, sagt Amy Winehouse, Diätkünstlerin ("Back to Blackout") aus einer Magerjazzkantine auf St. Lucia: "Die University of Idaho hat einen langgehegten Verdacht bestätigt: Meine kochende Tütenmusiksosse mit Wein oder Schnaps enthält noch bis zu 85 Prozent des zugegebenen Alkohols. Ein Glück! Deswegen saufe und singe ich auch nicht mehr, sondern schlürfe und schmatze so lange an der dieser Fuselpampe laut herum, bis mir meine gehörlosen Fans Karten abkaufen und ich wieder in letzter Sekunde den Bottich vom Feuer nehme. Das hält mindest mich schlank."
 

 

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