Dass ich an dieser Stelle
regelmässig mein Thema verfehle, liegt an der hoch attraktiven
Kollegin, die mir gegenüber sitzt. Sie ist so schön, dass ich
den einen Teil des Tages darauf verwende, wie ich sie im entscheidenen
Moment mit dem Pfeil der Liebe erlege. Die übrige Zeit bin ich
deprimiert, weil sie so unerreichbar scheint wie die Fackel
tragende Miss Liberty in New York.
Auch
wenn es mich selbst am meisten schmerzt: Ich muss sie verklagen.
Im Namen dieser Kolumne, im Namen der Leser, also der Welt.
Vielleicht sollte ich mich mit einer Abiturientin aus Nijmegen
in Verbindung setzen. Eine Nachrichtenagentur hat gemeldet,
die Schülerin habe sich mit Erfolg über ihren Aufsichtslehrer
beschwert. Dieser sei derart attraktiv, dass sie nur ihn und
nicht ihre Prüfungsaufgaben habe anschauen können. Überhaupt
teile ich ich trotz fortgeschrittenen Alters viele Probleme
mit holländischen Abiturienten. Wegen der unzumutbaren neuen
Schulklingel hat - und das ist verständlich - eine komplette
Klasse total versagt. Ähnlich wirkt bei mir der Eingangston
einer neuen Mail. Minutenlang kann ich danach nur noch an Kampfhunde
denken, die Postboten beissen. Manchmal habe ich sogar Phantomschmerzen
im meinem linken Bein.
Ich kenne Schlaumeier,
die einwenden, für mein Gehalt könnte ich mir ein Bein aus Titan,
ein gekauftes Abitur und einen echtem Kolumnisten leisten. Das
stimmt. Aaber auch schlechte Kolumnisten haben ihren Stolz.
Meiner wächst sogar mit jeder gescheiterten Pointe, jetzt zum
Beispiel. Und jetzt.
Also werde ich
mich kundig machen und dann klagen. Ich hoffe nur, die niederländische
Abiturientin ist nicht so schön wie meine hoch attraktive Kollegin.
Ansonsten müsste ich auch sie verklagen. Im Zweifel werde ich
solange weiterklagen, bis ich ein ungeliebtes, schlecht aussehendes,
deprimiertes Wesen finde, das mich nicht mehr von meinen eigentlichen
Aufgaben ablenken kann. Sollte das am Ende ich sein, ziehe ich
meine Klage wieder zurück. |