Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. September 2009)
 
Flurschäden

   Die Frage, die uns mittelständische Arbeitsnehmer diese Woche beschäftigt hat: Kaufe ich mir für zehntausendnochwaseuro einen neuen Opel Corsa? Oder lege ich noch ein paar Euro drauf  und reisse mir gleich die ganze Firma unter den Nagel?

   Nichts ist in diesen Tagen, wie es vorher war. Wenn wir mal vom Urknall absehen, war die Welt noch nie so sehr im Wandel begriffen. Heute Mitarbeiter einer kuscheligen Zeitungsredaktion, morgen Milliardär - und übermorgen hole ich der Prinzessin ihr Kind. Auf der anderen Seite wissen Bankmanager morgens nicht, ob sie die Nacht auf einer Parkbank verbringen müssen. Die Unsicherheit ist so gross, dass man sich nicht mehr traut, seine Kollegen zu beleidigen. Womöglich sind die Deppen von heute die Chefs von morgen.

   Sie mögen mir diesen etwas langen wirtschaftspolitischen Einstieg verzeihen. Denn eigentlich geht es mir um einen Geschäftsmann, der diese Woche auf dem Rasthof Kalteiche bei Haiger in Hessen das teuerste Geschäft seines Lebens abgewickelt hat: Der Mann vergass auf dem Klo eine Plastiktüte mit einem fünfstelligen Euro-Betrag. Als ihm nach einer halben Stunde sein Malheur aufgefallen war, drehte er um, aber das Geld war weg. Noch ist nicht klar, ob die Knete von einem klammen Opel-Manager abgegriffen wurde. Oder ob die Scheine den Weg alles Irdischen gegangen sind und von der Wasserspülung mitgerissen wurde - nachdem sie zuvor von Toilettensitzern zweckentfremdet worden waren, die sich gefreut hatten, dass sie endlich mal hochwertiges Klopapier in die Finger bekommen.

   Lassen Sie mich diesen nachdenklichen Beitrag mit etwas Zukunftweisendem schliessen. Wie die Bau - und Wohnzeitschrift "Das Haus" bei einer Umfrage herausgefunden hat, ist der Zustand eines Wohnungsflurs entscheidend für das Wohlbefinden der Bewohner. Ist der Flur aufgeräumt, erträgt man es leichter, wenn das Vermögen gerade durch den Gully gejagt wurde. Darauf einen Corsa.
 

 

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