In Fischbach in der Pfalz geht an diesem Wochenende
die erste Deutsche Meisterschaft im Schnellkettensägen über
die Bühne - wobei Sie "über die Bühne gehen" bitte
nicht wörtlich nehmen. Speedcarver, wie sich die Akteure nennen,
arbeiten auf Augenhöhe mit ihrem Publikum.
Speedcarving
ist eine wunderbar sinnfreie Veranstaltung. Die Waldarbeiter
sägen mit ihrem schweren Gerät in einer Dreiviertelstunde aus
Baumstämmen Eulen, Adler oder Pferdeköpfe heraus, Dinge, die
kein Mensch braucht. Bei dem Schnellsägenmassager geht es höllisch
laut zu wie bei einem Formel-1-Rennen. Allerdings fehlen die
Boxenluder. Die müssen sich die Speedcarver, falls Not am Mann
ist, selbst zurechtsägen.
Obwohl ich
eine Waldallergie habe und den deutschen Forst weiträumig umfahre,
bin ich vor Jahren auf einen Schnellsägewettbewerb gestossen.
Das war eher zufällig, denn eigentlich, es war spät in der Nacht,
war ich auf der Suche nach Frauen, die sich auf Fussball- oder
Volleyballfeldern ihre Leibchen ausziehen. Beim Zappen blieb
ich bei den Sägern hängen. Ich war begeistert von den Kerlen,
die sich an Baumstämmen zu schaffen machen und dabei so kunstfertig
ihr Werkzeug in die Kamera halten, dass man den Hersteller erkennen
kann. Damals habe ich Holz geleckt.
In
jener Nacht habe ich auch begriffen, dass Sägen ganz allgemein
unterschätzt wird. Sägen ist eine ernste Sache. Man merkt das
daran, dass es weltweit nur einen Sägerwitz von Rang gibt. Hält
ein Mann in der Kneipe zwei Finger in die Höhe und ruft: "Fünf
Bier für die Männer vom Sägewerk."
Falls
Sie den Eindruck haben, diese Kolumne sei etwas zu hölzern,
dann will ich nicht widersprechen. Wenn dem so ist, dann hängt
es damit zusammen, dass der Autor geknickt ist wie ein morscher
Baum nach einem Herbststurm. Nicht er, sondern eine Frau hat
in dieser Woche den Literaturhobelpreis bekommen. Aber das soll
ihn nicht daran hindern, Ihnen ein Gesägnetes Wochenende zu
wünschen.
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