Die
Menschen in und um Stuttgart herum hat diese Woche vor allem
eine Nachricht umgetrieben: Im Weinflecken Rotenberg haben Diebe
anderthalb Tonnen Trollingertrauben geklaut. Bei einer solchen
Menge stellt sich natürlich die Frage: Fällt das noch unter
Mundraub? Auch wenn ich mein Jurastudium abgebrochen habe, noch
bevor ich es aufnehmen konnte, würde ich für Ja plädieren. Man
muss nur das Maul weit genug aufreissen, dann passen auch anderthalb
Tonnen Trollinger-Trauben rein.
Im
Fall von Trollinger-Trauben stellt sich mir ohnehin die Frage:
Gebührt den Dieben nicht der Friedensnobelpreis? Unter Umständen
haben sie Schlimmeres verhindert. Womöglich hätte jemand aus
den Trollinger-Trauben Trollinger gemacht. Verstehen Sie mich
bitte nicht falsch, liebe Wengerter, ich bin heimischen Gewächsen
durchaus zugetan. Meine Krankenkasse hat bereits angekündigt,
dass die nächste Lebertransplantion nicht auf Kosten des Hauses
ging. Aber Trollinger-Wein, sagen wir mal so, zähle ich im besten
Fall zu weinähnlichen Getränken.
Aber
das mag auch die Spätfolge einer sportvereinsnahen Sozialisation
sein. In meiner Jugend besuchte ich hin und wieder einen Stammtisch,
bei dem ein Glaskrug in Form eines Stiefels die Runde machte.
Der Glasstiefel war gefüllt mit einem Liter Coca-Cola und einem
Liter Trollinger. Die Flüssigkeit wurde nicht von ungefähr Ochsenblut
genannt. Wenn ich heute sehe, wie junge Menschen Alcopops süffeln,
beneide ich sie.
Völlig verwirrt bin
ich, seit mir ein renommierter Winzer erklärt hat, das Problem
bestünde darin, dass Trollinger meist zu warm getrunken werde.
Bis zu diesem Zeitpunkt war ich der Meinung, man könnte das
Zeug wenigstens zu Glühwein verarbeiten. Aber gut, dachte ich,
der Mann kennt sich aus. Also habe ich eine Flasche Trollinger
gekauft udn die Flasche auf Eis gelegt. Als ich mir ein paar
Tage später den Knöchel verstaucht habe, bin ich zum Kühlschrank
gehumpelt und habe meine Blessur mit weinroten Eiswürfeln gekühlt.
Ob Sie es glauben oder nicht: Es hat geholfen.
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