Die gute Nachricht zuerst:
Es wird, wie es einmal war. Der erste Hauptsatz der Thermodynamik
besagt nämlich: Die Energie eines abgeschlossenen Systems bleibt
unverändert. Nichts geht verloren. Verschiedene Energieformenkönnen
sich demnach ineinander umwandeln, aber Energie kann weder aus
dem Nichts erzeugt, noch kann sie vernichtet werden.
Das
ist tröstlich, zumal es in dieser seltsam kalt glühenden Novemberwoche
zahlreiche Beweise für die Korrektheit des physikalischen Lehrsatzes
gab. Zum Beispiel Günther Oettinger. Zahlreiche Kritiker und
Oppositionelle verhöhnen den gerade auf die Frauenwelt unwiderstehlich
elektrifizierend wirkende Kernbrennstoff nach seinem Schnelltransport
ins vermeintliche Atomendlager Brüssel. Man dachte, Oettinger,
dieser radioaktive Risikomüll der CDU, dessen psychedelisches
Sprachgeknister an das schnurrende Rieselwasser im Kühlturm
des Karftwerks in Neckarwestheim erinnert, sei am ENde seiner
diabolischen Strahlkraft. Doch als frisch wiederaufbereiteter
Energiekommissar ist er für die Gewinnung von waffenfähigen
Maultaschen im Kampf gegen die grauen, halb zerfallenen, aber
sich neu formierenden Anti-Atomkraftisotope in der Europäischen
Union unerlässlich.
Oettinger
ist somit gar nicht verschwunden. Er hat sich gemäss des ersten
thermodynamischen Hauptsatzes lediglich in eine andere Energieform
umgewandelt. Der Physiker spricht in solchen Fällen von Dissipation.
Aus Jung wird von der Leyen. Aus Steuergeldern werden Boni.
Man kann die Verwandlung energetischer Zustände leicht zu Haus'
bei einem Küchenexperiment nachweisen. Man nehme einen Bembel
voller Ebbelwoi, versenke darin einen Frankfurter Handkäs und
garniere das Ganze mit Rippche und Sauerkraut. Dann schalte
man das Radio ein und stelle einen öffentlich-rechtlichen Sender
ein, etws Volkstümliches, CDU-kompatibles, vielleicht etwas
Fischer-Chor-mässiges, und beschalle diese regionale Spezialität
mehrere Legislaturperioden lang bei voller Lautstärke. Die folgende
Dissipation ist unglaublich: Aus dem Bembel entsteigt ein energiesprotzender
Roland Koch. Zuerst dachte man, dieser vordemokratische Journalistenhasser
sei aufgrund seines deformierten Aussehens der einzige Überlebende
eines vertuschten Atomunfalls in Nordkorea namens Kim Il-Koch.
Doch in ZDF-nahen Kreisen wird heftig dementiert, Man sollte
sich vielleicht gerade in hessischen Energiefragen von menschenähnlichen
Äusserungen nich täuschen lassen.
Somit
wären wir auch schon bei der schlechten Nachricht angekommen.
Was Thermodynamiker schon lange befürchteten, ist nun traurige
Gewissheit: Die einzige unkontrollierbare Energie ist letztlich
die maskulin erotische. Ihr entkommt niemand. Über Heissleiter
in erigierten Augenbrauen können erfahrene poetische
Kraftwerke wie Martin Walser ihre Hochspannung auf wehrlose
Frauen übertragen, es kommt zu unverhüteten Überschlägen, wobei
diesen Erotomanen selbst nichts zustösst - wie im Faraday'schen
Käfig. So ist die willkürliche Existenz von Jakob Augstein,
von Theo Waigel und Bert aus der Sesamstrasse zu erklären, allesamt
Söhne (siehe Bild) des gefährlichsten literarischen Meilers
am Bodensee. Nicht einmal die CDU kann diese Zwischenfälle ignorieren. |