Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (13. Dezember 2009)
 
Freund Eisberg


   
Interessieren Sie sich für Eisberge? Für den Fall, dass Sie es tun, wollen wir Ihnen mitteilen, dass sich vor der Küste Australiens, rund 1700 Kilometer vom Festland entfernt, ein gewaltiger Brocken herumtreibt. Der Eisberg ist 19 Kilometer lang und 8 Kilomter breit. Vielleicht ist er auch 8 Kilometer breit und 19 Kilometer lang. So genau weiss man das bei Eisbergen nie. Die Nachricht wurde diese Wochen weltweit in sachlichem Ton verbreitet, gerade so, als ginge es um einen Verkehrshinweis.

   Selbst wenn's jetzt allmählich Winter wird, so lässt sich doch nicht leugnen, dass Eisberge global betrachtet schon bessere Tage erlebt haben. Gerade in Zeiten schmelzender Polkappen rumort es im Inneren vieler Kolosse wie in einem von einer Weihnachtsgans malträtierten Magen. Gleichwohl sollten Eisberge nicht aus den Augen verlieren, dass es ihnen in vielen Belangen besser geht als uns Warmblütern. Gut, einem Eisberg winkt, anders als einem Daimler-Angestellten, keine Beschäftigungsgarantie bis 2020. Aber er kriegt dafür keine kalten Füsse und steht nie vor dem Problem, was er anziehen soll.

   Ich komme drauf, weil mir eben ein Kollege eine "persöhnliche Einladung" der Messe Stuttgart zum Neujahrsempfang am 12. Januar 2010 auf den Schreibtisch gelegt hat. Auf der Vorderseite der Karte sieht man gedruckte Eiskristalle. Klappt man die Karte auf, erfährt man, dass die Einladung - im Gegensatz zum Schweinegrippevirus - nicht übertragbar ist. Interessant wird's in der Zeile darunter. Dort lesen wir hinter dem Stichwort "Dresscode": "Anzug, Tracht, Uniform."

   Man ist ja dankbar für jeden Benimmhinweis bei so einer Veranstaltung, weshalb ich den Punkt Fresscode vermisst habe. Aber selbst wenn der Dresscode eine grobe Marschrichtung vorgibt, so bleiben doch Fragen offen. Fallen unter die Rubrik Anzüge auch solche zum Schlafen? Und sind schneidige Uniformen aus Wehrmachtsbeständen erlaubt?

   Kurz vor Weihnachten befällt mich oft eine gewisse Wehmut. Ich wiege mich mit der Songzeile "Ich möchte ein Eisberg sein" in den Schlaf. Und würde am liebsten zergehen.
 

 

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