Interessieren
Sie sich für Eisberge? Für den Fall, dass Sie es tun, wollen
wir Ihnen mitteilen, dass sich vor der Küste Australiens, rund
1700 Kilometer vom Festland entfernt, ein gewaltiger Brocken
herumtreibt. Der Eisberg ist 19 Kilometer lang und 8 Kilomter
breit. Vielleicht ist er auch 8 Kilometer breit und 19 Kilometer
lang. So genau weiss man das bei Eisbergen nie. Die Nachricht
wurde diese Wochen weltweit in sachlichem Ton verbreitet, gerade
so, als ginge es um einen Verkehrshinweis.
Selbst
wenn's jetzt allmählich Winter wird, so lässt sich doch nicht
leugnen, dass Eisberge global betrachtet schon bessere Tage
erlebt haben. Gerade in Zeiten schmelzender Polkappen rumort
es im Inneren vieler Kolosse wie in einem von einer Weihnachtsgans
malträtierten Magen. Gleichwohl sollten Eisberge nicht aus den
Augen verlieren, dass es ihnen in vielen Belangen besser geht
als uns Warmblütern. Gut, einem Eisberg winkt, anders als einem
Daimler-Angestellten, keine Beschäftigungsgarantie bis 2020.
Aber er kriegt dafür keine kalten Füsse und steht nie vor dem
Problem, was er anziehen soll.
Ich
komme drauf, weil mir eben ein Kollege eine "persöhnliche
Einladung" der Messe Stuttgart zum Neujahrsempfang am 12.
Januar 2010 auf den Schreibtisch gelegt hat. Auf der Vorderseite
der Karte sieht man gedruckte Eiskristalle. Klappt man die Karte
auf, erfährt man, dass die Einladung - im Gegensatz zum Schweinegrippevirus
- nicht übertragbar ist. Interessant wird's in der Zeile darunter.
Dort lesen wir hinter dem Stichwort "Dresscode": "Anzug,
Tracht, Uniform."
Man ist ja dankbar
für jeden Benimmhinweis bei so einer Veranstaltung, weshalb
ich den Punkt Fresscode vermisst habe. Aber selbst wenn der
Dresscode eine grobe Marschrichtung vorgibt, so bleiben doch
Fragen offen. Fallen unter die Rubrik Anzüge auch solche zum
Schlafen? Und sind schneidige Uniformen aus Wehrmachtsbeständen
erlaubt?
Kurz vor Weihnachten befällt
mich oft eine gewisse Wehmut. Ich wiege mich mit der Songzeile
"Ich möchte ein Eisberg sein" in den Schlaf. Und würde
am liebsten zergehen.
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