Natürlich
sind wir, liebe Leser, alle Geschöpfe Gottes. Jeder von uns
ist in seiner Einzigartigkeit einzigartig, und sein Wert ist
nicht mit Gold oder Kamelen aufzuwiegen. Ganz anders schaut
es mit unseren Fähigkeiten aus. Die lassen sich sehr wohl in
bare Münze umrechnen. Wenn eine Putzfrau am Ende des Monats
auf ihren Lohnzettel schaut, dann weiss sie, dass ihre Arbeit
weniger wert ist als die eines Bankers. Aber stimmt das auch?
Verdient jeder das, was er verdient?
Nein,
behaupten britische Ökonomen. Eine Putzfrau trage mit ihrer
Arbeit mehr zum Wohlstand bei als ein Banker. Die Tätigkeit
von Bankern vernichte unterm Strich Kaptital und sei verzichtbar.
Das klingt vernünftig. Ich habe allerdings an der Stelle die
Meldung nicht weitergelesen, als Steuerberater an den Pranger
gestellt wurden, die nach Berechnungen der Ökonomen Parias der
Marktwirtschaft sind. Auf meinen Steuerberater lasse ich schon
deshalb nichts kommen, weil der meine Texte nach Steuerschlupflöchern
durchsucht. Ausserdem habe ich befürchtet, dass es nun auch
noch gegen Zeitungsschreiber geht.
Ich
bin aufgestanden, habe mich auf den Weg zum Klo gemacht, konnte
aber nicht hinein, weil eine Putzfrau am Schrubben war. So hätte
ich das früher geschrieben. Heute schreibe ich "weil eine
Putzfrau damit beschäftigt war, Mehrwert zu schaffen".
Dass es dabei zu Wartezeiten kommt, ist normal.
Also
stimmte ich ein Loblied auf Putzfrauen an. Den genauen Text
bekomme ich nicht mehr zusammen. Ich weiss nur, dass die Verse
reiner als rein waren. Ich besang die Frau in höchsten Tönen.
Wenn ich mich recht verstanden habe, ging es in dem Song darum,
dass Putzfrauen aufhören sollten, sich mit Begriffen wie Raumpflegerin
rein waschen zu wollen. "Putzfrau is not another word for
love" hallte es von den Kacheln. "I wish you a good
wisch, my Traumpflegerin."
Als
sie fertig geschrubbt hatte, fragte ich die Putzfrau, ob sie
wisse, wie meine Aktienpakete derzeit stünden. Sie hat mich
nur komisch angeschaut.
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