Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. Dezember 2009)
 

   Na, liebe Leser, was lag unterm Baum? Kölnisch Wasser? Socken? Etwas selbst geschweisstes? Wellness-Gutscheine? Ein lebendes Tier? Nichts von alledem? Dann gehören Sie zu den Glücklichen im Lande oder zu denen, die mit Sportutensilien bedacht wurden. Sportive Gaben zu Weihnachten führen allerdings im besten Fall dazu, dass sich der Beschenkte ohne zu randalieren neutral betrinkt. Oft haben diese Präsente aber einen bitteren Nachgang an falscher Interpretation oder schierem Unverständnis.

   Die Fachgruppe "Gaben und Nehmen" unserer Redaktion sichtet seit dem 25. Dezember verzweifelt Leser-Mails, die nicht so genau wissen, was sie von ihren Präsenten zu halten haben. Wir helfen natürlich wie immer gerne.

   So berichtet zum Beispiel Frau Elvira H. aus G., dass sie von ihrem Ehemann einen Anzug aus Neopren bekommen habe, obwohl sie noch nie im Leben auf einem Surfbrett gestanden habe und auch nicht daran denke, dies künftig zu tun. Ihr Mann habe zwar so ein Brett, aber das hinge seit 1993 ungenutzt an der Garagenwand.

   Liebe Frau H. - etwa 95 Prozent aller jemals produzierten Surfbretter verstauben seit Jahrzehnten ungenutzt in Garagen und Kellern, weil zumindestens das Surfen mit Segel ungefähr noch so verbreitet ist wie Einhandmurmeln oder Indiaca. Ihr Präsent lässt also nur drei Schlüsse zu: Wahrscheinlich ist der wärmende Anzug nichts weiter als ein dezenter Hinweis, das Ding am Tag zu trtagen, um Heizöl zu sparen. Möglich ist natürlich auch ein Supersupersonderangebot (sogenannte Super-Sale) oder Herr H. hat merkwürdige Fantasien, die ihnen nicht bekannt, aber möglicherweise therapierbar sind. Wir empfehlen die direkte Nachfrage, notfalls eine Therapie oder am besten gleich die Trennung.

   Ein wenig irritiert zeigt sich auch Heribert W. aus S. über eine komplette Eiskletter-Ausrüstung nebst einem Gutschein über ein dreiwöchiges Eisseminar in ALaska. Herr W. schreibt, dass er an Asthma und Höhenangst leide, seine Arme viel zu dünn zum klettern seien und er Eis nur in Form von Bananensplit gut findet. W. fragt, warum seine Partnerin Tausende von Euro für ein Geschenk aufbringt, an dem sie nicht teilhaben will?

   Nachdem wir das Image-Video des Mittelständlers W. auf seiner Homepage gesehen haben, gehen wir davon aus, dass Frau W. einfach nur ein wenig ihre Ruhe haben möchte. Möglicherweise hofft sie auch, dass die raue Natur Alaskas dabei hilft, dass es etwas länger dauern wird. Eiskletter-Ausrüstungen sind allerdings in dieser Jahreszeit sehr gut über das Internet zu verkaufen. Zumindestens besser als Surfanzüge.


   Legion ist die Zahl der Menschen, die zu Weihnachten Laufschuhe, Hanteln, Walking-Stöcke, L-Carnitin-Präperate oder Bücher mit seltsamen Titeln wie "Bauch, Beine, Po" bekommen haben. All die sollten tapfer der Realität ins Auge sehen - Präsente dieser Art heissen nichts anderes als: "Baby - du bist zu fett." Das gilt für alle Geschlechter und über alle Altersklassen hinweg. Sollten Sie also einen Grund suchen, Silvester alleine zu feiern - Sportartikel zu Weihnachten sind als Trennungsgrund anerkannt. Menschen, die solche Präsente erhalten haben, sollten in den kommenden Tagen das Fernsehen meiden, da dort nur noch magersüchtige Bürschchen durch die Lüfte segeln.

   Manchmal fehlt dem Schenker auch schlicht der Durchblick. Frau B. bekam ein Buch über das Leben und Wirken von Pontius Pilatus mit der Bemerkung "Dann turn mal schön" überreicht. Schwieriger wird die Diagnose über das Präsent von Hannswalter G. Der pensionierte Eisenbieger bekam von seiner Frau Granhild ein Paar original Sprungsski nebst Grundkurs am Schwebekran (siehe Bild). Der 82-jährige G., der im Alltag auf eine Gehhilfe angewiesen ist, fragt nun "Wo zum Teufel kann man so was kaufen, und was soll ich damit?"

   Wir arbeiten daran.
 

 

Zurück