Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. Februar 2010)
 
Kraft aus der Kuh
 

   Liebe Leser, dies ist eigentlich nicht der Ort, um Hiobsbotschaften zu verkünden. Dieses Mal geht es aber nicht anders. Deutschland fehlt es an Energie. Unser ganzes System ist nach mehreren Monaten Dauerfrost auf ein recht unbehagliches Level heruntergekühlt. Politiker wie FDP-Chef Guido Westerwelle verstärken die Entwicklung noch, indem sie soziale Kälte verbreiten. Wenn jetzt auch noch die Atomkraftwerke ausgeschaltet werden, wird es wirklich eisig.

   Deutschland braucht daher dringend neue Energieträger. Da ist es nur konsequent, jetzt auch einen Teil des Gesellschaft, der sich bisher durch Verzehr aus der Verantwortung gestohlen hat, stärker in die Pflicht zu nehmen: Rindviecher. Wie die Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft (FNL) bekanntgab, sind Kühe als Kraftwerke bestens geeignet, haben das bisher aber immer verheimlicht. Jedes Fleck- oder Braunvieh erzeugt laut FNL 8,3 Kilowattstunden Strom am Tag. Würde man die rund vier Millionen Stück Rinder in Deutschland in Reihe schalten, dem letzten eine Katode in den Allerwertesten einführen und dem ersten die Anode am Nasenring befestigen, könnten alle 600 000 Stuttgarter mit dem Kuh-Kraftwerk ein Jahr lang Kaffee kochen. Das Beste dabei: Nach Angaben der Betroffenen würde die Milch gleich gratis mitgeliefert. Damit sei das Einsparpotenzial der Kuh allerdings "noch lange nicht ausgeschöpft", macht FNL-Geschäftsführer Gibfried Schenk Mut. Würden Zitteraale zugeschaltet, um Spannungsspitzen auszugleichen, wäre auch Staubsaugen und Geschirrspülen drin. Die AKW könnten dann sogar runtergefahren werden und Westerwelle weiter Frost verbreiten.

   Der Wermutstropfen; Kritiker vermuten hinter den Kuh-Kraftwerken eine Milchmädchenrechnung. "Gibfried, gib Frieden", sagen sie oder wie es ein Kolummnist einer befreundeten Zeitung mal formuliert hat: "Herr schmeiss' Hirn ra." Das wäre dann auch das Stichwort. Denn ihr Gehirn haben die FNL-Funktionäre bei der Studie offenkundig nicht eingeschaltet. Eigentlich nur logisch: Von allen Organen brauch das Gehirn am meisten Energie.
 

 

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