Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Mai 2010)
 
Was kostet die Welt?
 

   Nicht nur die Witze in Zeitungskolumnen werden immer billiger. Auch das Leben an sich wird zusehends günstiger. Glauben Sie nicht? Dann schauen Sie sich die Kaufkraftanalyse des Kölner Institut der deutschen Wirtschaft an, und Sie werden feststellen: Früger war alles schlechter.

   Beispiel gefällig? Vor 50 Jahren musste der Durchschnittsdeutsche wochenlang ackern, bis er das Geld für für einen neuen Fernsehapparat beisammen hatte. Heute reichen nach Berechnungen der Statistiker vom Rhein gerade mal anderthalb Tage. Noch krasser, haben meine Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion errechnet, war die Situation vor 100 Jahren. Da gab es noch nicht mal einen Fernsehapparat, und die ARD steckte noch in den Kinderschuhen.

   Von Kinderschuhen ist's nur ein Katzensprung zu den Pumps. Für Stöckelschuhe musste sich der Durchschnittsdeutsche 1960 noch 14,5 Stunden krumm machen. Heutzutage werden nach 5,5 Stunden zwei Schuh draus.

   Schön und gut, werden Sie sagen, aber wann brauche ich schon mal einen neuen Fernsehapparat oder neue Stöckelschuhe. Entscheidend ist doch, wie es bei den Dingen des täglichen Konsums aussieht, bei den Lebensmitteln. Da, liebe Verbraucher, weist der Trend in die dieselbe Richtung. Milch, Käse, Butter bekommen Sie für 'nen Appel und 'n Ei. Oder lassen wir den Alkohol sprechen: Um sich ein Bier zu leisten, muss der Durchschnittsdeutsche anno 2010 nur drei Minuten malochen. Ausgehend von einer Wochenarbeitszeit von 35 Stunden kann er sich Woche für Woche 700 Bier kaufen. Das ist für die stärkste Leber zu viel. Es bleibt dem Durchschnittsdeutschen also garnicht anderes übrig, als sich bis zum Abwinken Frensehapparate und Stöckelschuhe zuzulegen.

   Am meisten überzeugt hat mich dieser Vergleich: Vor 50 Jahren musste ein deutscher Arbeitsnehmer rund viereinhalb Wochen schuften, um sich einen Griechenland-Urlaub leisten zu können. Heute bekommt er für die Knete das ganze Land.


 

 

Zurück