Nichts ist so alt wie das
iPad von gestern
Schauen Sie sich
Ihre Zeitungsseite einmal genauer an. liebe Leser. Streichen
Sie mit dem Finger über das Papier - egal wo sie landen, Sie
sehen Buchstaben oder Bilder. Dann drehen Sie das Papier.
Wie durch Zauberhand wird aus einem Hoch- ein Querformat. Trotz
Sonneneinstrahlung ist Ihre Zeitungsseite immer reflextionsfrei
lesbar. Ihr Stromverbrauch ist minimal, zusammengeknüllt passt
sie in einen 30 Zentimeter langen USB-Stick.
Warum
wir die Vorzüge der Zeitung anpreisen? Nun, zur Zeit rennt ja
alles hinter dem iPad her, der jetzt auf den Markt kommt, technologisch
aber der Zeitung unterlegen ist. Für unsere älteren Leser: Der
iPad ist ein schiefertafelgrosser Computer, also ein Tablet-
oder Tabletten-PC, der griffig in der Hand liegt. In der Schule
kann man ihn beispielsweise als Pausenbrot benutzen und aufessen.
Probieren Sie mal zwei iPads aufeinander, belegt mit Serrano_Schinken
und Spinat, dazu ein Tropfen Olivenöl ... Aber wo waren wir?
Genau, nach der Pause kickt man ihn wieder ins Klassenzimmer
oder haut ihn dem Sitznachbarn auf den Kopf. Aber auch Erwachsene
infantilisieren sich beim Anblick des Geräts. Männder streichen
über die Haut ihrer Partnerin, um zu sehen, ob sich ein Leberfleck
auf die vierfache Grösse ziehen lässt. Kunden verlangen in Apotheken
Tabletten-PCs gegen Lebensüberdruss, in Griechenland verkauft
sich ein Schuldentilgungs-App wie geschnittenes Brot.
Sie wollen wissen, was Apps sind? Nehmen Sie die Seite in die
Hand und reissen Sie sie einmal ganz durch, um zum Untermenü
zu gelangen. Bringen Sie ihr Frau mit einem Druck auf deren
berührungsempfindliche Oberfläche zum Schweigen. Jetzt sind
Sie entweder auf dem Küchenboden oder auf der Seite mitd en
meistgestellten Fragen und Antworten. Da müsste eigentlich alles
über Apps stehen.

Aber
viel wichtiger ist die Frage, wie Prominente mit dem iPad umgehen.
Johann Lafer: "Ich habe schon in der Steiermark gespaltene
Stromplatinen als Beilage verwendet. Mein Eipäd-Soufflé ist
genauso einfach zuzubereiten. Die Schale runterraspeln, bis
das bittere Prozessorherz erreicht ist. Das werfen wir weg und
schlagen den Rest über dem Wasserbad schaumig. Und ehe man einmal
'Steve-Jobs-ist-ein-Gott' murmeln kann, ist ist die Creme fertig."
Kevin Kuranyi: "Jogi-Löw-Folterspiel isch supergeil. Morgen
kriegt er was mit dem xxxx, und dann schneide ich seine xxxx
so lange in Streifen, bis sie xxxx sind." (Hier musste
unser Jugendschutz-App eingreifen.) Rüdiger Safranski:
"Für mich ist der iPad der eskapistische Ort des neuen
Weltbürgers. Mit dem Gerät ordnet er sich der globalen Katakombenexistenz
der Citoyens zu, und wenn das Ding runterfällt, lebt es in seinen
Anwendungen weiter." Dieter Bohlen: "Mein Lieblings-App
ist der Scanner, mit dem ich den Barcode aller von mir gemanagten
Sänger ablesen kann. Damit mir keiner vergisst, die Kohle abzuliefern."
Sie
merken, mit dem iPad kann man Mails lesen, surfen, Filme gucken.
Man kann aber auch hinausgehen, eine Blume pflücken oder den
nächstbesten Mitmenschen umarmen. Wenn es knistert, ist
es nur die eingesteckte Zeitung. Ein iPad wäre da längst kaputt. |