Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (23. Mai 2010)
 
Lob des Mittelalters
 

   Auch wenn sämtliche Umfragen der vergangenen 500 Jahren belegen, dass diese Kolumne von der Mehrheit der Menschheit am Sonntagmorgen auf nüchternen Magen konsumiert wird, so komme ich heute nicht umhin, Sie zu bitten, mit mir das Glas zu erheben. Lassen Sie uns aufs Mittelalter anstossen. meine Damen und Herren, also auf Menschen, die noch nicht ganz alt, aber auch nicht mehr ganz jung sind.

   Ältere Menschen haben's nicht leicht. Sie haben den Krieg, zumindestens aber die schwere Nachkriegszeit erlebt. Jüngeren Menschen blieb dies Schicksal zwar erspart, aber so richtig gut getroffen haben sie es auch nicht. Ihnen droht (falls noch nicht geschehen) irgendwann ein Junggesellenabschied.

   Ich schätze mich glücklich, einer Generation anzugehören, die sowohl um eine militärische Auseinandersetzung als auch um einen Junggegesellenabschied  herumgekommen ist. Junggegesellenabschied e sind mir suspekt - wie alle Veranstaltungen, bei denen man es krachen lassen muss. Bei denen der Zwang zur Heiterkeit, zur Ausgelassenheit und zum exzessiven Alkoholkonsum besteht.

   Ich habe diese Woche die Pressemitteilung einer Firma bekommen, die einen sogenannten Online-Marktplatz für Mietartikel betreibt. Auf diesem Online-Marktplatz kann man auch Dinge mieten, die für einen gelungenen Junggesellenabschied nötig sind, als da wären: Eine Stretchlimousine, ein Apperat zum Bullenreiten, ein fahrbares Kasino, eine Stripperin. Mit etwas gutem Willen und einem weiteren Gläschen zur frühen Stund' kann man sich ausmalen, dass dieses Beiwerk für einen Junggegesellenabschied durchaus von Nutzen sein kann. Irritiert hat mich, dass auf der Liste der Mietartikel auch ein Panzer auftaucht. Was, meine Damen und Herren, hat ein Panzer bei einem Junggegesellenabschied verloren?

   Dafür kann es nur eine Erklärung geben. Ein Junggegesellenabschied wird oft als der letzte Abend in Freiheit bezeichnet. Als wehrhafte Demokraten wissen wir, dass man die Freiheit manchmal mit Waffengewalt verteidigen muss.


 

 

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