Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (06. Juni 2010)
 
Deutschland trostlos
 

   Deutschland scheint dieser Tage irgendwie trostlos und verlassen. Roland Koch hat die Politik verlassen, und Christian Wulff wird als Ministerpräsident bald Niedersachsen verlassen. Sogar Bundespräsident Horst Köhler hat sich dafür entschieden, sein Amt zu verlassen. Michael Schumacher und Jan Ullrich haben das Land schon lange in Richtung Schweiz verlassen. Und erst vor kurzem haben auch der Torwart René Adler, der Mittelfeldspieler Michael Ballack und der Abwehrspezialist Christian Träsch die deutsche Nationalmannschaft verlassen. Auch der vielseitige Defensivspieler Heiko Westermann ist jetzt endgültig weg.

   Kein Wunder. Bei einer Diskussion mit Ex-Keeper Oliver Kahn hatte er sich einen Kahnbeinbruch zugezogen. Auch wenn Franz Beckenbauer nach dem Vorfall sagte: "Fürrr die Wööötmoasterschoft is dos jeätzt kahn Beinbruch", bekommt man schon irgendwie den Eindruck, Deutschland und die Welt hätten es in letzter Zeit mit akuten Auflösungserscheinungen zu tun. Meisterwerke von Picasso, Braque und Matisse, das gute Sommerwetter - alles scheint sich derzeit in Luft aufzulösen.

   Nach Angaben des Bundesfinanzministerium haben sich zum Beispiel auch 45 Milliarden Euro Steuereinnahmen dieses Jahr spontan aufgelöst und müssen jetzt eingespart werden. Da ist es nur konsequent, dass man nationale Symbole und die Politik nicht ausnimmt. Sie werden einfach weggespart.

   Ein Nationalmannschaftskader mit 27 Mann? Viel zu aufgebläht! Hessen und Nordrhein-Westfalen mit hoch besoldeten CDU-Ministerpräsidenten? Viel zu teuer! Ein Bundespräsident, der durch seine Äusserungen über schändliche Kapitalmärkte die Steuermilliarden zur Flucht ins Finanzparadies Schweiz nötigt? Nicht mehr zeitgemäss!

   Aber was soll's. Ein Verlust ist das alles nicht. Und wer will, kann ja immer noch in die Schweiz fahren und dort mit Michael Schumacher und Jan Ullrich für ein paar Steuermilliarden einen Kaffee am Zürisee trinken. Vielleicht sitzt nebenan der Rest des Nationalkaders.


 

 

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