"Aus dem Hintergrund
müsste Özil schiessen. Und Özil schiesst. Tooor! Tooor! Tooor!
Deutschland ist Weltmeister!"
Ja,
meine Damen und Herren, so schaut's aus, wenn König Fussball
die Welt regiert. Dann wird auch in den Kolumnen herumgebolzt,
von denen man sonst leise, literarische Töne gewohnt ist. Aber
was soll man auch tun? Alle Welt schaut nach Südafrika - und
die heimische Nachrichtenlage ist so dünn, dagegen schaut jedes
Magermilchmodel wie Ottfried Fischer aus. Mal ehrlich, was soll
hierzulande auch schon Berichtenswertes passieren, wenn Fussball-Deutschland
geschlossen vor der Klotze hockt? Gut, in Aachen ist ein Mann
aus dem Bett seiner Liebsten geflüchtet, nachdme er vom wütend
gegen die Wohnuungstür trommelnden Ex-Lover aufgeschreckt worden
war. Aber was macht der Typ? Anstatt den Störenfried mit einer
Vuvuzela den Marsch zu blasen, flüchtet er in den Kleiderschrank
und ruft von dort mit dem Handy die Polizei an.
Wie
dramatisch fad es auf dem Nachrichtenmarkt tatsächlich ausschaut,
mögen Sie einem Zitat entnehmen, das die Deutsche Presse-Agentur
zum Ferienbeginn in Sachsen bundesweit(!) verbreitet hat. Roland
Wöller (CDU), der Kultusminister des Freistaates, hat den Schülern
folgenden Rat gegeben: "Nehmt ein Buch mit in die Hängematte!
Lesen entführt in spannende Welten und bildet, ohne dass man
sich allzu anstrengen muss!" Das klingt so packend wie
der Hinweis, sich nach dem Klobesuch die Hände zu waschen.
Hängematte!
Nicht anstrengen! Hat sie der Wöller noch alle! Ganz Fussball-Deutschland
strengt sich in diesen Tagen an. Nehmen wir nur mal vergangenen
Mittwoch. Wir gegen Ghana. Ich habe eine ganze Halbzeit gebraucht,
bis ich gemerkt habe, dass die in den schwarzen Trikots die
Unseren sind. Und da empfiehlt der sächsische Entspannungsminister,
sich nicht anzustrengen.
Ich bleibe
dabei, meine Damen und Herren: "Aus dem Hintergrund müsste
Özil schiessen. Und Özil schiesst. Tooor! Tooor! Tooor! Deutschland
ist Weltmeister!" |