Lothar Matthäus, 49, tut
mir leid. Nicht genug, dass der ehemalige Fussballprofi momentan
ein 27 Jahre jüngeres Eheproblem hat. Überall, wo ich etwas
darüber las, schwang Häme mit. Am Mittwoch hat "Bild"
auf der Titelseite den Angeschlagenen gezeigt, wie er "fassungslos"
und schlecht rasiert die Fremdgeh-Fotos seiner Frau Liliane"
anschaut und gross daneben geschrieben: "Der gehörnte Matthäus".
Jetzt
mal Hand aufs Herz, liebe Kollegen vom Boulevard, was hat euch
da geritten? Geht man so mit einem Mann um, der zumindestens
auf dem Rasen einmal der deutschen Sache dienlich war? Habt
ihr keine Gefühle? Oder spricht aus euch der Neid, weil der
Loddar immer die besseren Weiber abgekriegt hat? Steht ihr auf
dem Schlauch? Sind euch die Praktikantinnen ausgegangen?
Unter
anderen Umständen hätte ich mir vorstellen können, den einen
und den anderen Scherz über das Liebesleben des Herrn Matthäus
zu machen. Aber wenn das alle tun, dann macht das keinen Spass.
Insofern solidarisiere ich mich mit Herrn Matthäus und tue mir
ebenfalls ein bisschen leid.
Auch wenn
mein Nachname das manchen glauben lassen mag: Ich fühle mich
nicht gehörnt, aber diskriminiert. Es ist nämlich so, dass der
Verein Deutsche Sprache künftig die "Schlagzeile des Jahres"
prämiert. Das klingt verlockend. Man muss nicht aufs Kleingedruckte
achten, sondern nur eine ordentliche Überschrift hinbekommen.
Der Wettbewerb wurde angeregt, weil "Bild" nach der
Wahl von Benedikt XVL "Wir sind Papst" getitelt hat.
Angenommen,
mir würde "Wir sind Papst" einfallen. Es täte mir
nichts nützen, denn "Wir sind Papst" passt nicht über
diese Kolumne. Ehrlich, ich hab's ausprobiert. Höchstens "Nix
geht rein" passt rein. Aber das ist wohl keine Schlagzeile
des Jahres, selbst wenn der Artikel von Lothar Matthäus handelt.
"Wir
sidn Papst" ist exakt um einen Buchstaben zu lang. Ich
könnte also im besten Fall "Wir sind Paps" reinschreiben.
Aber das wäre Blödsinn. Der Papst kann doch niemlas Paps werden. |