Ein Wort hat diese Woche
in Deutschland für Verwirrung gesorgt: Baustopp. Deshalb wollen
wir an dieser Stelle der Frage nachgehen: Baustopp, was ist
das eigentlich? Oder, um mit Reinhold Beckmann zu sprechen:
Wie fühlt sich so ein Baustopp an? Kann bereits von einem Baustopp
die Rede sein, wenn der Vorarbeiter den Stift zum Bierholen
schickt? Oder erst dann, wenn Zollfahnder alle illegal beschäftigten
Fremdarbeiter nach Hause schicken?
Ich
bin nach einer Umfrage unter führenden Schwarzarbeitern mit
mittelständigem Migrationshintergrund zum Ergebnis gekommen,
dass das Problem Das Wort Baustopp selbst ist. Baustopp klingt
so entschieden. So eindeutig. So baustoppig. Baustopp klingt
fast wie Waustopp. Aber bei einem Waustopp herrscht Einigkeit.
Ein Waustopp entzweit die Menschen nicht. Hat ein Hund aufgehört
zu bellen, dann ist das ein Waustopp. Wann und ob ein Waustopp
eingetreten ist, das kann jeder hören.
Ganz
anders verhält es sich mit einem Baustopp. SO ist unter europäischen
Baustoppexperten noch immer heftig umstritten, ob der Beton
komplett ausgehärtet sein muss, damit das Kriterium Baustopp
erfüllt ist. Auch wenn das harte zweisilbige Wort uns etwas
anderes vorgaukelt, ein Baustopp ist eine fragile Angelegenheit.
Mit dem Baustopp ist es wie mit dem Frieden.
Was
hat uns die Sängerin Nicole Anfang der achtziger Jahre gelehrt?
"Ein bisschen Frieden, ein bisschen Sonne / für diese Erde,
auf der wir wohnen. / Ein bisschen Frieden, ein bisschen Freude,
/ ein bisschen Wärme, das wünsch ich mir." Wenn wir nun
an die Stelle des WOrtes Frieden das WOrt Baustopp setzen, dann
kommen wir der Sache schon näher: "Ein bisschen Baustopp,
ein bisschen Sonne / für diese Erde, auf der wir wohnen. / Ein
bisschen Baustopp, ein bisschen Freude, / ein bisschen Wärme,
das wünsch ich mir."
Sie halten
diese Kolumne für verwirrend, sorgen sich um den Geisteszustand
des Autors? Nicht der Autor, liebe Leser, ist das Problem. Der
Baustopp ist's. |