Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (24. Oktober 2010)
 
Einfach Mültikültürell
   

   Melancholische, an einer Poesiedrüsenüberfunktion leidende Menschen mit uninteressantem Migrationshintergrund haben es schwer in diesen Tagen. Alles scheint so blätterschwer, so rätselhaft. Existenzielle Fragen ragen in den oktoberkalten Raum wie blütenverwaiste Rosenzweige oder leer gefutterte Dönerspiesse. Soll man noch die Autoversicherung für den tiefergelegten Dreier-BMW mit eingebauten Wunderbaum (Vanille) wechseln? Ist von der neuerlichen Toyota-Rückrufaktion wegen Bremsproblemen auf xenophobem Autobahnbelag auch das Auslaufmodell Horst Seehofer (Bergbrise) betroffen? Was bedeutet eigentlich xenophob? Und ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, die doppelte türkische Staatsangehörigkeit zu beantragen?

   Fragen über Fragen. Man blickt in den herbstlichen Blätterwald und erkennt wehleidig: Dieses Land hat einen längst vergessen. Deutschland schafft dich ab. Um hier aufzufallen und mit zärtlicher Kanzlerinnenliebe bedacht zu werden, muss man heute mindestens einen Umlaut im Namen vorweisen. Üs und Ös sind in aller Munde.

   Ohne Umlaut steht man allein und nackig in seiner Umkleidekabine, schliesst Tag für Tag den Spind nach vollbrachter Integrationsleistung und wartet vergeblich auf spontanen Frauenbesuch. Wartet auf die Trockenfrüchte des Aufschwungs und hofft, dass der islamische Religionsgelehrte Christian Wulff auch mal ins eigene Vorväterland reist, um sich dort mit irgendwem über Import und Export zu unterhalten, einfach so, bei einem Glas Slibowitz zum Beispiel mit der glutäugigen Tante Radmila (tätowiert), die mindestens so schöne Ö-, pardon, O-Beine wie hat wie "unser" Mesut und schon seit je Sympathien für gepflegte deutsche Männer hegt, sich aber eine Kontaktanzeige in der Sonntagszeitung nicht leisten kann.



   Der wahre Multikültiverlierer, das ist in diesen Tagen des anschwellenden babylonischen Rockgesangs der José, der Juri, der Jorgos und ... siehe unten. Und das, obwohl man so viel investiert in dieses Land und seine wundervolle Leitkultur. Da hat man in der Kindheit mit Hilfe des Telekollegs "Schwarzwaldklinik" sein verführerisches Sascha-Hehn-Idiom perfektioniert. Hat die struppigen Augenbrauen gezupft und die Goldkette versteckt. Hat Hunde lieben und Menschen hassen gelernt. Hat schon auf Malle in der "Bild" geblättert. Hat in der Uni-Cafeteria feinfühlige Frauengespräche geführt. Hat Helmut Kohl überlebt und Saumagen probiert. Hat die erste Strophe der Nationalhymne auswendig gelernt. Hat ernsthaft darüber nachgedacht, sich einen Gartenzwerg mit Schubkarre anzulegen.

   Hathathat. Und was ist das Ergebnis? Ignoranz. Missgunst. Selbstmitleid. Null extra Integrationspunkte. Und die perfide Drohung von Rainer Brüderle, andere, noch willigere Fremdlinge nach Deutschistan zu holen, aus Kanada, der Türkei oder der Pfalz womöglich, ausgerechnet jetzt, wenn die Wirtschaft brummt, die Blätter fallen, die Grünen blühen, der Dax steigt und Mario Gomez wieder trifft. Gomez? Wen interessiert denn Gomez? Ist doch nur irgend so ein Fussballspieler aus Riedlingen ohne ö.
 

 

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