Über Minderheiten macht
man keine Witze. Ich habe dieses ungeschriebene Gesetz nicht
erfunden, halte mich als gesetzestreuer Bürger aber strikt daran.
Ich spreche die Sache nur deshalb an, um jegliches Gelächter
gleich im Ansatz zu ersticken.
Wir
beschäftigen uns heute mit einem jungem Australier, von dem
wir nur wissen, dass er 25 Jahre alt ist und sich eigentlich
gar nicht tätowieren lassen wollte. Nach langem Zureden eines
Freundes gab er jedoch nach. Der junge Mann legte sich auf den
Bauch, und der Freund legte Hand an, auf dem Rücken. Vereinbart
war ein Drache, aber offenbar hielt sich der Freund nicht an
die Abmachung. Vielleicht ist auch die Nadel abgerutscht, oder
ihn überkam ein kreativer Schub. Auf jeden Fall prangte am Ende
der Prozedur auf dem Rücken des jungen Mannes kein Drache, sondern
das 40 Zentimeter grosse Abbild eines Penisses. Der Tätowierte
schöpfte keinen Verdacht, zumal ein anderer Freund dabei war
und die Arbeit mit "Kumpel, sieht echt super aus"
kommentierte.
Ich glaube, junge Männer,
die sich einen Drachen auf den Rücken tätowieren lassen wollen
und hinterher mit einem Penis vorliebnehmen müssen, sind eine
Minderheit. Nicht nur in Australien, weltweit. Aus meinem Bekanntenkreis
kenne ich keinen vergleichbaren Fall. Ich betone das nur deshalb,
damit Ihnen klar ist, dass es hier nich darum geht, sich über
das Schicksal eines Australiers lustig zu machen und auf billige
Art Lacher zu provozieren.
Als der
junge Mann, in der Annahme, ein Drache schmücke seinen Rücken,
nach Hause kam und die Tätowierung seiner Freundin präsentierte,
sagte diese: "Ich glaube nicht, dass das das Motiv ist,
das dir vorschwebte."
Nun muss
sich der Tätowierer vor Gericht verantworten. Es geht nicht
um die Freiheit der Kunst, sondern um Körperverletzung.
Mir
wäre noch manches zum Fall eingefallen. Da sehen Sie mal, wie
gut es ist, dass es sich verbietet, über Minderheiten Witze
zu reissen. |