Wochenende. Wahrscheinlich
haben Sie frei, können die Beine hochlegen, entspannen. Vielleicht
hauen Sie auch ein bisschen Geld raus und gönne sich was Schönes.
Shoppen, Kino, fein Essen gehen bei Kerzenlicht - so etwas.
Wenn Sie da zufällig beim Italiener landen - denken Sie unbedingt
an den Kellner. Selbst wenn er Ihnen gleich eine ganze Flasche
Rotwein aufs neue weisse Hemd schüttet und ihnen die Pizza fünfeinhalb
Stunden nach der Bestellung bringt - egal, seien Sie ungedingt
grosszügig. Geben Sie dem Kerl mehr Trinkgeld als sonst. Der
Mann hat Minderwertigkeitskomplexe und braucht dringend Ihre
Unterstützung. Dringend.
Unter der
Woche hat unser Kellner nämlich mitbekommen, was anderswo für
ihn drin wäre. Er müsste in Japan nur eine Stunde arbeiten -
und würde wahrscheinlich mehr verdienen als im ganzen Jahr in
seiner Pizzeria. 22 000 Euro gibt's von der Kette Domino's
Pizza Japan für 60 Minuten Arbeit. Teilzeitstelle nennen sie
das da drüben. Bewerber müssen nur über 18 Jahre alt sein, die
Tätigkeit in der Pizzeria erfordert weder Erfahrung noch Ausbildung.
Da braucht's jede Geste, jede bare münze, um den armen Bediensteten
hierzulande ein bisschen aufzumuntern. Trotz allem ist der wahrscheinlich
sogar noch freundlich zu Ihnen und würde den Riesenrotweinfleck
auf dem weissen Hemd am liebsten frisch gewaschen und gebügelt
vor Ihrer Haustür abliefern.
22 000
Euro in der Stunde also fürs Pizzabringen. Und warum das Ganze?
Domino's Pizza will mit dem etwas anderen Jobangebot im Dezember
den 25. Jahrestag des Unternehmens in Japan feiern. Ob die Kette
in Deutschland in 25 Jahren mal Ähnliches vorhat, ist nicht
überliefert. Heute eröffnet die erste Filiale in Berlin - vielleicht
hat sich Ihr Kellner ja längst beworben.
Wenn
in Ihrer Pizzeria ein Jubiläum ansteht und der Kellner schwitzend
Überstunden schieben muss - seien Sie freundlich zu ihm, schenken
SIe ihm ein Lächeln, ein aufmunterndes Wort. Er wird es honrieren.
Und vielleicht bleiben. |