Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (21. November 2010)
 
Blackberry im Blätterteig
   

   Das Jahresende rückt näher. Mastgänse sehen einem einschneidenden Ereignis entgegen, und Ambulanzen befassen sich mit den klassischen Symptomen der Glühweinvergiftung. Menschen in aller Welt bereiten sich kulinarisch auf die besinnliche Zeit vor.

   George W. Bush: "Wir in Amerika wissen, dass Weihwasser gut zu noch blutigem Fleisch passt. Ich habe deshalb einen thermonuklearen Ofen, in den ein ganzes Longhorn-Rind passt. Man kann auch einen Islamisten darin rösten. Wenn SIe wollen, schicke ich Ihnen einen. Aber was auch immer gegart wird - immer mit Waterboarding ablöschen!"

   Heiner Geißler: "Nicht wahr, eine Butterbrezel reicht. Habe im Verlauf meiner Schlichtungen 1300 Rezepte dafür gesammelt. Aber: Wenn ringsum alles gefüllte Gans oder Lebkuchenbahnhöfe ins sich reinstopft, nicht wahr, könne Sie drinnen nicht nur Salat servieren. Am Tisch herrscht jedenfalls Friedenspflicht!"

   Kristina Schröder: "Natürlich stehe ich manchmal am Herd, wenn mein gut aussehender und erfolgreicher Mann, mit dem ich eine moderne, auf familiären Werten fussende, dabei einen verkrampft kämpferischen Feminismus souverän ignoriende Ehe führe, Termine hat. Habe ihm letztes Weihnachten einen Blackberry in den Blätterteig gelegt. Er hat's nur zu spät gemerkt, und wir mussten zum Notfallzahnarzt."



   
Alice Schwarzer (siehe Bild): "Dieses scheinheilige Idyll ist nichts anders als die verbrämte Restauration klerikaler Unterdrückungsmechanismen. Schon im Mittelalter galt der Napfkuchen als Symbol weiblicher Sexualität, der rituell zerbröselt wurde. Und immer noch zählt bei den Männern, wer den grössten Kochlöffel hat. Ich möchte es noch erleben können, dass diese Typen endlich im Sitzen kochen."

   Karl-Theodor zu Guttenberg: "Natürlich teile ich vor Weihnachten jeden Eintopf mit meinen Soldaten. Wenn's an Fett fehlt, opfere ich halt mal wieder meine Frisur. Aber unter uns: Letztes Jahr haben mir diese Blödmänner eine Patronenhülse reingemischt. Habe noch in der Transall darauf rumgekaut, was mir dieses markant-entschlossene Kinn verlieh. Sieht bombig aus und nimmt bei der Landung in der Realität den Druck aus dem Ohr."

   Stefan Mappus: "Meine Susanne serviert in der Weihnachtszeit vorab immer einen kleinen Gruss aus der Küche: Schlachtschüssel mit fünf Fleischvarianten oder einen leichten Salat mit Eisbein. Danach gehen wir in den Anlagen spazieren, aber das geht ja nicht mehr, weil diese linken Demagogen, diese arbeitsscheuen und verwahrlosten Allesverneiner mit ihren dreckigen ... 'tschuldigung."

   Sven Z., Investmentbroker: "Unsere Weihnachtsfeier fällt diesmal etwas kleiner aus - der Aussenwirkung wegen. Erst vergoldete Currywurst vom Kobe-Rind, danach ein Kursfeuerwerk aus Schweizer Pralinés und ein kleiner Toast auf Jérome Kerviel. Dann legen wir uns eine halbe Stunde ins Champagnerbad."

   Carl Gustav von Schweden: "Ein Sprichtwort sagt: Keine Nachspeise darf älter als 16 Jahre sein. Mit meinen Kumpels jagen wir vor Weihnachten in den Stockholmer Fussgängerzonen alles, was uns vor die Flinte kommt. Das erlegte Wild wird anschliessend im Rotlicht glasiert. Jeder darf mal dran schlecken. Liebe ist halt der beste Koch."
 

 

Zurück