Dinge, so oder so

 

Die Dinge des Jahreswechsel 2011 (31. Dezember 2010)
 
Zehn Gründe gegen ...

... Sylvester und seine Gebräuche
 



Der Tag, an dem ich Pistolen giesse


1       Die Party-Frage
Was für eine Demütigung festzustellen: Ich habe für den 31.12. keine Einladung. An kaum einen anderen Tag im Jahr wird man so schnell zum MoF (Mensch ohne Freunde) und erinnert sich an längst verdrängte Zeiten, in denen man beim Sport immer übrig blieb. Anders herum ist's aber auch nix: Hat man zu viele Party-Optionen, fällt die Wahl schwer, und die verschmähten Gastgeber sind sauer. Bösester Fehler aber ist es, selbst eine Party zu planen. Denn bis fünf vor zwölf will sich kein Gast festlegen.

2       Das Klamottenproblem
Im Klamottenproblem spiegelt sich die ganze Sylvestermisere: Das Fest ist einfach überbewertet. Weil es etwas ganz Besonderes sein muss, zerrt man den paillettenbesetzten Fummel aus der letzten Schrankecke und steht dann völlig overdressed, schlotternd und mit einer billigen Flasche Sekt um zwölf in der Kälte. Später stösst ein Besoffener das Rotweinglas um ...

3       Die Gute-Laune-Doktrin
Schlechte Zeiten für Oskars aus der Tonne: Zum Jahhreswechsel muss man gefälligst hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. "Alles wird anders, alles wird gut." Ich will ja niemanden den Spass verderben, aber: Erinnert sich jemand an ein Sylvester, nach dem es besser wurde?

4       Der Alkoholmissbrauch
Womit wir beim Alkohol wären. Pessimisten trinken sich de4n Sylvesterabend und das kommende Jahr sowieso schön. Aber selbst Optimisten schaffen es, mit Schädelweh in die Zukunft zu starten.

5       Das Bleigiessen
Im vergangenen Jahr hatte ich beim Bleigiessen ein nettes kleines Glücksschwein als Figur - zumindestens solange es noch in der Verpackung lag. Nach Schmelzen und Abkühlen im Wasserbad wurde daraus eine Pistole. Noch Fragen?

6       Das Verletzungsrisiko
Kleiner Auszug aus dem persönlichen Unfallregister: Jahreswechsel 1996/97: Halben Zahn an beim Trinken aus der Sektflasche ausgeschlagen. 1998/99: Freuund in Notaufnahme begleitet. Er wollte ein Tischfeuerwerk zünden. 2000/01: Gleichen Zahn noch einmal ausgeschlagen (erneut aus der Flasche getrunken). 2002/03: Manteltasche geht in Flammen auf, nachdem darin ein Kracher gelandet war.

7       Die wildfremden anderen
Als wäre der Zwang zum Small Talk nicht schon schlimm genug, lassen wir an Sylvester auch noch alle Hygienebedenken fallen und werden Möchtegern-Sarkozys: Wildfremde Menschen wollen umarmt, gebusselt und mit den herzlichsten Wünschen überschüttet werden. Alter Franzosentrick: Nur so tun als ob.

8       Die guten Vorsätze
Um Wiederholungen zu vermeiden: Siehe Grund Nr. 3

9       Der Januar
Zwangsläufig läutet Silvester einen der schlimmsten Monate im Jahr ein: Den Saure-Gurken-Januar. Der Himmel ist trist, die Abbuchungen auf dem Konto sind hoch. Und wer nicht Ski fährt, langweilt sich.

10      Die Botschaft im All
Wenn um zwölf die Raketen steigen, verpuffen am Himmel nicht nur Millionen Euro, sondern mindestens ebenso viele SMS. Denn seit es Handys gibt, reicht es nicht mehr, die Neujahrswünsche im Laufe des 1. Januar und in wieder nüchternem Zustand zu verteilen. Nein, Punkt zwölf wollen die Lieben und die weniger Lieben per Kurznachricht fürs neue Jahr beglückwünscht werden. Doch die überlasteten Netze schicken unsere Neujahrsansprachen in die unendlichen Weiten. Und in einer fernen Galaxie wundern sich die Aliens, dass es irgendwo da draussen einen blauen Planeten gibt, dessen Bewohner offenbar nur die eine Botschaft haben: Frohes neues Jahr!
   
 

 

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