Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (02. Januar 2011)
 
   Uralte Bräuche zwischen den Jahren
 

   So, die Feiertage sind vorbei. Das ist klimatologisch betrachtet eine gute Nachricht, weil die Verdauungstätigkeit und der Hochleistungskonsum der Mitteleuropäer durch Faulgase und Schweissdünste die Erderwärmung beförderten und die himmlischen Heerscharen verstummen liessen. Dafür tauchte ein neues Sternbild, nämlich die goldene Gans, am Firmament auf.

   Sie blickte milde lächelnd auf all die Weihnachtsbräuche unseres Planeten. In Australien beispielsweise versammeln sich an Heiligabend die Bedürftigen im Beutel eines gross gewachsenen Nordmann-Kängurus, das bereits im Sommer aus Tausenden von Bewerbern ausgewählt wird. Dort drinnen ist es kuschelig warm, es wird gegessen und getrunken, auch eine Didgeridoo-Kapelle spielt auf. Irgendwann  klappt das gastfreundliche Tier vornüber, und alle kugeln nach Hause oder gehen surfen.

   In Italien ist es die Hexe Befana, die von Haus zu Haus zieht und die älteren Männer beschenkt. Einem Erlass des Präsidenten zufolge muss sie jünger als 16 Jahre und stellenweise unbekleidet sein, um an die Not der Heiligen Familie zu erinnern. In ihrem Geschenksack hat sie meist libidosteigernde Medikamente, Toupets und Hautbräuner. Die Hexen werden nach den Feiertagen in die Villen der Politiker eingeladen, um sich zu erholen. Danach treten sie im Fernsehen auf, bis sie volljährig sind.



   In den  USA werden bei den klassischen Teepartys an Heiligabend Gummiebärchen solange in Wisky getränkt, bis sie auf das Zehnfache ihrer Grösse anschwellen. Zusammen mit vergifteten Grüssen schickt man sie nach Washington, wo die Kinder des Präsidenten sie aufessen müssen. In Schweden wiederum gibt es das traditionelle Gustavsessen, bei dem alle Männer, die neben einer Frau sitzen, die Hände auf dem Tisch assen müssen. Wer's am längsten aushält, der darf seinen Glühwein aus Stiefeln trinken und einen Kronleuchter von der Decke schiessen.

   Kaum hatte man dann wie gewohnt die Weihnachtstage abgehakt, stand Silvester vor der Tür - jene Zeit, in der vielerorts betrunkene Männer durch die Strassen ziehen und anstössiges Liedgut absondern - ein uralter Brauch, der noch aus dem Pleistozän stammt. Gepflegter wird er in Orten wie Starnberg und St. Moritz interpretiert: Die frisch verschenkten Geländewagen werden auf einem Acker vor der Stadt probegefahren. In die Furchen werden Süssigkeiten gestreut, die Bedürftige aufsammeln dürfen.

   Auch die Griechen besinnen sich an Silvester ihrer Traditionen, backen Brot und mischen eine Münze in den Teig. Im Ofen geht das Geld auf wundersame Weise auf (in der EU bekannt als das "Brotwunder von Athen"), muss aber an Neujaht schnell wieder ausgegeben werden, bevor es wieder zusammenfällt.

   Da die Nordkoreaner ihre Brot- und Wasserrationen bereits an Ostern verbraucht haben, lassen sie an Silvester ihre Artillerie schiessen. Die Granaten sind übrigens heilfroh, im Süden zu landen. Wie? Sie wollen jetzt noch wissen, warum Italienerinnen in der letzten Nacht des Jahres rote Unterwäsche tragen? Das erklären wir Ihnen aber erst nächstes Jahr.
 

 

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