So, die Feiertage sind vorbei.
Das ist klimatologisch betrachtet eine gute Nachricht, weil
die Verdauungstätigkeit und der Hochleistungskonsum der Mitteleuropäer
durch Faulgase und Schweissdünste die Erderwärmung beförderten
und die himmlischen Heerscharen verstummen liessen. Dafür tauchte
ein neues Sternbild, nämlich die goldene Gans, am Firmament
auf.
Sie blickte milde lächelnd auf
all die Weihnachtsbräuche unseres Planeten. In Australien beispielsweise
versammeln sich an Heiligabend die Bedürftigen im Beutel eines
gross gewachsenen Nordmann-Kängurus, das bereits im Sommer aus
Tausenden von Bewerbern ausgewählt wird. Dort drinnen ist es
kuschelig warm, es wird gegessen und getrunken, auch eine Didgeridoo-Kapelle
spielt auf. Irgendwann klappt das gastfreundliche Tier
vornüber, und alle kugeln nach Hause oder gehen surfen.
In
Italien ist es die Hexe Befana, die von Haus zu Haus zieht und
die älteren Männer beschenkt. Einem Erlass des Präsidenten zufolge
muss sie jünger als 16 Jahre und stellenweise unbekleidet sein,
um an die Not der Heiligen Familie zu erinnern. In ihrem Geschenksack
hat sie meist libidosteigernde Medikamente, Toupets und Hautbräuner.
Die Hexen werden nach den Feiertagen in die Villen der Politiker
eingeladen, um sich zu erholen. Danach treten sie im Fernsehen
auf, bis sie volljährig sind.

In
den USA werden bei den klassischen Teepartys an Heiligabend
Gummiebärchen solange in Wisky getränkt, bis sie auf das Zehnfache
ihrer Grösse anschwellen. Zusammen mit vergifteten Grüssen schickt
man sie nach Washington, wo die Kinder des Präsidenten sie aufessen
müssen. In Schweden wiederum gibt es das traditionelle Gustavsessen,
bei dem alle Männer, die neben einer Frau sitzen, die Hände
auf dem Tisch assen müssen. Wer's am längsten aushält, der darf
seinen Glühwein aus Stiefeln trinken und einen Kronleuchter
von der Decke schiessen.
Kaum hatte
man dann wie gewohnt die Weihnachtstage abgehakt, stand Silvester
vor der Tür - jene Zeit, in der vielerorts betrunkene Männer
durch die Strassen ziehen und anstössiges Liedgut absondern
- ein uralter Brauch, der noch aus dem Pleistozän stammt. Gepflegter
wird er in Orten wie Starnberg und St. Moritz interpretiert:
Die frisch verschenkten Geländewagen werden auf einem Acker
vor der Stadt probegefahren. In die Furchen werden Süssigkeiten
gestreut, die Bedürftige aufsammeln dürfen.
Auch
die Griechen besinnen sich an Silvester ihrer Traditionen, backen
Brot und mischen eine Münze in den Teig. Im Ofen geht das Geld
auf wundersame Weise auf (in der EU bekannt als das "Brotwunder
von Athen"), muss aber an Neujaht schnell wieder ausgegeben
werden, bevor es wieder zusammenfällt.
Da
die Nordkoreaner ihre Brot- und Wasserrationen bereits an Ostern
verbraucht haben, lassen sie an Silvester ihre Artillerie schiessen.
Die Granaten sind übrigens heilfroh, im Süden zu landen. Wie?
Sie wollen jetzt noch wissen, warum Italienerinnen in der letzten
Nacht des Jahres rote Unterwäsche tragen? Das erklären wir Ihnen
aber erst nächstes Jahr.
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