Denken Sie manchmal, in
schlaflosen Winternächten, auch über die Zukunft unserer Bundeswehr
nach? Wie das weitergehen soll mit der Landesverteidigung, so
ganz ohne wehrdienstleistende Kampftrinker? Mein Verteidigungsminister
und ich können Sie beruhigen. Alles wird gut. Die Bundeswehr
hat schon andere Krisen überstanden.
Die
schlimmste liegt gerade mal 40 Jahre zurück. Womöglich werden
sich nicht mal mehr die Älteren unter uns daran erinnern - 1971
wurde für ein Jahr bei der Bundeswehr der Kurzhaarerlass ausser
Kraft gesetzt und unsere Truppe zur Hairmacht (vorausgesetzt,
die Soldaten trugen olivfarbene Haarnetze). Prompt wurde die
Luftwaffe vom Volksmund als German Hair Force verunglimpft.
Auch
mir war das unglückliche Kapitel deutscher Militärhistorie entfallen,
womöglich hatte ich es verdrängt, was man mit Geschichte, zumal
mit deutscher, nie tun sollte. Zum Glück hat mich mein Friseur
diese Woche daran erinnert, womit bewiesen wäre, dass der Coiffeur
auch im Internet-Zeitalter eine unverzichtbare Informationsquelle
ist.
Die Mähne unterm Stahlhelm war
aus hygienischer wie militärischer Sicht eine haarige Angelegenheit.
Wenn ich mich recht entsinne, gehörte die Haarfreiheit zur psychologischen
Kriegsführung. Die Strategen auf der Bonner Haarhöhe hatten
darauf gehofft, dass im Ernstfall die Haarnetze fallen und allein
schon der Anblick von langmähnigen Kerlen reichen würde, um
den anrückenden Russen, der damals noch Ivan hiess, das Fürchten
zu lehren.
Um die Belange von Soldaten
mit langem Schopf kümmert sich in unserem demokratischen Gemeinwesen
der Hairbeauftragte des Deutschen Bundestags. Wäre das Experiment
nach einem Jahr nicht abgeblasen worden, die Shampooindustrie
hätte in den neunziger Jahren, lang vor dem Einzug der ersten
Frauen beim Bund, die Moral der Truppe mit Sprüchen wie diesem
unterwandert: "9 Uhr, morgens, Pristina, leichter Regen,
die Frisur sitzt."
Lang, lang
ist's hair.
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