Es gibt allerhand Möglichkeiten,
dass einem seine Vergänglichkeit vor Augen geführt wird. Mal
verfehlt einen ein herabfallender Blumentopf um Haaresbreite.
Mal raucht es verdächtig aus dem Toaster. Bei mir klingelte
diese Woche das Telefon. Ich hob ab und eine Stimme dagte: "Schöpfer."
Zwar
bin ich in religiösen Dingen nicht sonderlich bewandert, aber
ich glaube, es ist kein gutes Zeichen, wenn sich der Schöpfer
bei einem telefonisch meldet. Schliesslich ist man nicht Moses,
und es wäre vermessen, davon auszugehen, dass der Anrufer einem
eine aktuelle Version der Zehn Gebote in den Block diktieren
will. In dem Fall wäre es ohnehin zeitgemässer, der liebe Gott
würde die Zehn Gebote 2.0 twittern. Wenn mich also der Schöpfer
anruft, dann gehe ich davon aus, dass die Zeit gekommen ist,
um Abschied zu nehmen, von meinem Chef und wem ich sonst noch
am Herzen liege.
Irritiert hat mich,
dass die Stimme am anderen Ende der Leitung die einer Frau war.
Aber gut, vielleicht haben die im Himmel ja schon die Quote
eingeführt. Momentan macht den Job eine Frau, dann ist ein Schwarzer
dran, irgendwann übernimmt ein Moslem.
Als
konserativer Erdenbürger bin ich grundsätzlich bereit, mich
meinem Schicksal zu ergeben. Aber ärgerlich ist's schon, mittwochmittags
gegen halb zwölf ohne Vorwarnung den Schöpfer am Rohr zu haben.
Hätte mich wenigstens noch Essen gehen lassen können. Auch wenn
ich in Sachen Abgang blutiger Anfänger bin, ich lege meine Hand
dafür ins Fegefeuer: Mit vollem Magen stirbt es sich besser.
Aber
gut, wie Sie mitbekommen haben dürften, lebe ich noch. Bevor
ich Sie ins Wochenende entlasse, will ich die Sache mit dem
Anruf noch aufklären:
Als ich mich
vom ersten Schock erholt hatte, ist mir eingefallen, dass eine
Kollegin von "Sonntag Aktuell", unserer siebten Ausgabe,
mit Nachnamen Schöpfer heisst. Bei eben jener Kollegin möchte
ich mich entschuldigen - dafür, dass ich "falsch verbunden!"
in den Hörer gebrüllt und aufgelegt habe.
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