Ich gehöre einer Generation
an, die beim Stichwort Frisieren an motorisierte Zweiräder denkt,
denen man durch kleine Veränderungen an Luftfilter auf die Sprünge
half. Heutzutage denken junge Männer beim Stichwort Frisieren
an Justin Bieber. Justin Bieber ist ein Popstar au Kanada. Er
wurde am vergangenen Dienstag 17 Jahre alt und gilt für viele
junge Männer als Frisurenvorbild, auch für solche, die seine
Musik nicht mögen. Das könnte damit zu tun haben, dass viele
Mädchen die Musik und die Frisur von Justin Bieber mögen.
Das
besondere an einer Justin-Bieber-Frisur sind die ins Gesicht
gekämmten Haare. Sie sind gerade so lang, dass man noch aus
den Augen schauen kann. Ich hätte mir gewünscht, in meiner Jugend
hätte es auch einen Justin Bieber gegeben. Dann hätte man auf
modische Weise die Pickel auf der Stirn verschwinden lassen
können.
Inzwischen bin ich dazu übergangen,
der Welt meine Stirn zu zeigen. Je älter ich werde, desto mehr
Stirn bekommt die Welt von mir zu sehen. Mit dem Rücktritt von
Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, der fälschlicherweise
als Autor der Guttenberg-Bibel gehandelt wurde, habe ich diese
Woche nicht nur meinen Verteidigungsminister, sondern auch mein
Frisurenvorbild verloren. Wenn man es genau nimmt, war Guttenbergs
Gelfrisur auch nur abgekupfert, eine Kopfnote ohne Anführungszeichen.
Das Original stammte von dem Wiener Popstar Falco ("Rock
me Amadeus"), der im Februar 1998 bei einem Verkehrsunfall
in der Dominikanischen Republik ums Leben kam. Mirt Sonnenbrille
sah Falco aus wie Guttenberg im Kundus.
Aber
lassen wir die alten Zöpfe und wenden uns neuen Köpfen zu. Justin
Bieber hat neulich seinen berühmten Pilzkopf zurechtstutzen
lassen und eine Locke für einen wohltätigen Zweck versteigert.
Den Zuschlag erhielt diese Woche für 40 000 Dollar ein Online-Kasino.
Ich lasse meine Haare an diesem Samstag schneiden, selbstverständlich
ebenfalls für einen guten Zweck. Für gewöhnlich bekommt meine
Friseurin 15 Euro.
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