Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (22. Mai 2011)
 
   Sprünge
 

   Hinher her ist man immer klüger. Mir geht es jedes mal so, nachdem ich diese Kolumne geschrieben habe. Gern würde ich behaupten, dass ich von meinem Text etwas gelernt habe. Aber das scheint mir die Ausnahme zu sein. Die Sache verhält sich anders. Wenn ich auf dieser Seite arbeite, schaue ich hin und wieder, welche elementaren Lebensfragen meine Kollegen am Kopf dieser Seite klären. Letzte Woche lautete die "Erste Frage": "Warum haben Tiere Schwänze?"

   Es hat mich schon ein wenig gewurmt, dass mir das Thema durch den Lappen gegangen ist. Wenn man davon ausgeht, dass die Frauenzeitschriften regelmässig auf die animalischen Triebe von Männern abgehoben wird, dann hätte die Schwanzfrage auch in meiner Spalte bearbeitet werden können: Schlüpfrig, wie Sie es gewohnt sind. Ausserdem hätten Sie was gelernt. Ich hätte Ihnen bespielsweise erklärt, warum Chinesen Katzen die Schwänze kappen. Wie wir von der vergangenen Woche noch wissen, braucht die Katze ihren Schwanz zum Gewichtsausgleich bei schnellen Manövern. Geanu darauf zielt der Chinese ab, hat mir ein alter Mann auf einem Friedhof in Malaysia mal erklärt. Er wolle Katzen das Springen abgewöhnen, weil eine Katze, die über ein Grab springt, Unglück bringe.

   Arnold Schwarzenegger, Terminator a.D. und Ex-Gouverneur von Kalifornien, hat diese Woche mit einem Sprung weltweit Schlagzeilen gemacht. Arnie soll vor mehr als zehn Jahren bei einem Seitensprung eine Haushälterin geschwängert haben und Vater eines unehelichen Sohnes sein. Die Frau und das Kind lebten inzwischen ausserhalb von Los Angeles, also etwas mehr als ein Katzensprung von Schwarzeneggers Villa in Hollywood entfernt.

   Eine Leserin hat mich in einer E-Mail gefragt, ob mir der neue Spitzname von Arnie bekannt sei. In Erwartung meiner Unkenntnis hat sie die Antwort gleich mitgeliefert. Ich habe der Frau geschrieben, ob sie sich über die Tragweite des Begriffes Spitzname in dem Zusammenhang klar sei. Ausserdem verstünde ich nicht, was ein Sperminator sein soll.
 

 

Zehn Gründe für erhöhte Vorsicht bei einem Aufenthalt als Single in New York

   
Wer es hier schafft, ist geschafft

 

1       Hormonspiegel überprüfen
Eine Stadt, die Big Apple heisst, ist gefährlich. Besonders für ältere Männer, die meinen, sie könnten wieder einmal eine doppelte Portion vertragen. Ganz besonders gefährdet sind sparsame Alte, die glauben, bei 3000 Dollar pro Nacht in der Luxussuite sei bereits der komplette Zimmerservice enthalten. Welch ein Irrtum. Da landet selbst der Chef des Internationalen Währungsfonds schnell in einer bescheideneren Unterkunft.

2       Farsi und Urdu lernen
Wenn abends im Regen das zehnte Taxi grusslos vorbeifährt und die Hand vom heftigen und vergeblichen Winken langsam  abstirbt, helfen Fremdsprachenkenntnisse weiter. Ein lauter Fluch auf Farsi oder Urdu, schon hält der nächste Wagen. Über ein paar Brocken in heimatlichem Idiom freut sich der Taxifahrer aus Persien oder Indien ebenso wie der aus Jamaika. Auch die Verhandlungen über das Fahrtziel fallen so entschieden leichter.

3       Sich bedeckt halten
Wer kein Stadtneurotiker ist, träumt wie in unzähligen New-York-Filmen gesehen, von einem entspannten Sonnenbad im Cebtral Park. Doch Obacht! Wer sich als Frau zu offenherzig zeigt, trägt schnell ungewohnten und schweren Handschmuck.

4       Die Büchsen bedeckt halten
Biergärten als Orte des Trostes sind kaum zu finden. Überhaupt ist Trinken in der Öffentlichkeit verpönt, wenn nicht gar ein Offizialdelikt. Deshalb immer eine Papiertüte bereithalten. Oder eine Überdose im Coca-Cola-Design.

5       Die Kenngrössen kennen
Wer als Mann ein teures Nichts als Mitbringsel für die Daheimgebliebene sucht, musste früher zu Tiffany. Heute ist ein Besuch bei Victoria's Secret Pflicht. Beim Kauf der zarten Dessous ist die Kenntnis der Apfelgrösse unabdingbar. Eine Verkäuferin zu bitten, das spitzenverzierte Nichts vorzuführen, führt zu nichts - ausser zu Ärger.

6       Das Balzverhalten kennen
Wer sich als Frau zum Essen ausführen lässt und dabei aushalten lässt, gibt spätestens beim zweiten Mal stillschweigend das Einverständnis, den Nachtisch in der Horizontalen einzunehmen. Umgekehrt kann das in New York auch Männern passieren. Selbst wenn sie nicht schwul sind.

7       Langsam angehen lassen
Einen Baum pflanzen, ein Haus bauen - und einmal das New-York-Marathon laufen. Mehr kann ein Mann auf dieser Welt nicht leisten. Doch gemach: Da mag der innere Schweinehund noch so laut "Quäl dich, du Sau" rufen, besser läuft es sich mit weniger Ehrgeiz. Die Stimmung in den Strassen sorgt ganz allein fürs Hochgefühl.

8       Frisch ans Werk gehen
Eine Fahrt nach Long Island sollte man nicht allein unternehmen. Entweder Max Frischs "Montauk" ist mit dabei, oder, besser noch, eine Begleitperson. Möglichst weiblich. Vorname Lynn. Allein reisende Herren geraten sonst leicht unter Verdacht. Auf Long Island geht ein Nuttenmörder um.

9       Lieber teeren als federn
Wer zum Strand will, fährt nach Coney Island - oder lässt sich ins Gefängnis auf Rikers Island einweisen. Näher liegt aber der Tar Beach. Auf den geteerten Flachdächern der Stadt entwickeln sich in stickigen Sommernächten vielerorts ein ganz besonderes Strandleben. Überigens: Es ist ein Gerücht, dass Katzen heisse Blechdächer bevorzugen.

10      Das Zwielicht meiden
Herr Dominique Strass-Kahn ist der nicht der erste Strauss, der in New York in Bedrängnis kam. Franz-Josef wurde 1971 nachts im Central Park von zwei Prostituierten ausgeraubt. Die Version des CSU-Politikers, er habe sich nur die Füsse vertreten wollen, liess die New Yorker Polizei nicht gelten: Die Kontaktaufnahme sei nicht von den beiden Damen ausgegangen.
 

 

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