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Seit ich aufgehört habe,
mich aufzuregen, verstehe ich die Welt nicht mehr. Warum regt
sich alle Welt nur darüber auf, dass der griechische Staat ein
paar toten Rentnern Geld überwiesen hat? Besonders führende
Regierungsvertreter der Rechthaberrepublik Deutschland manteln
sich mal wieder besonders auf. Haben die eigentlich vergessen,
dass es bei uns bis vor einigen Jahren, als die FDP noch mit
dem Slogan "Sterben soll sich wieder lohnen" auf Stimmenfang
ging, das Sterbegeld gab? Mit etwas gutem WIllen könnte man
Rentenzahlungen an Verstorbene als Sterbegeld verbuchen.
Im
Übrigen glaube ich, dass Tote mit Geld viel besser umgehen können.
Sie neigen weniger zur Prasserei als so manch quicklebendiger
Zeitgenosse. Insofern scheint mir das Geld bei Toten ganz gut
angelegt.
Wer mit dem ausgestreckten
Finger auf andere zeigt, hat der längst verstorbene, grosse
Gustav Heinemann einmal gesagt, muss bedenken, dass drei Finger
auf ihn selbst zeigen. Bevor wir nun also weiter auf unsere
griechischen Freunde eindreschen, sollten wir uns an die eigene
Nase fassen. Hat sich schon mal jemand gefragt, wie viele Arbeitsnehmer
bei uns regelmässig ein Gehalt beziehen, obwohl sie sich totstellen?
Oder es womöglich sogar sind.
Ich weiss,
wovon ich spreche. Längst schreibe ich diese Kolumne aus dem
Jenseits. Dies hat meinen Arbeitsgeber bisher nicht daran gehindert,
mir mein Gehalt zu überweisen. Selbst Urlaub gesteht er mir
zu. 2026 gehe ich in Rente.
Vermutlich
bin ich kein Einzelfall. Noch bestens erinnere ich mich daran,
wie das war, als ich zu Lebzeiten einmal zu einem Behördengang
aufbrach. Auf dem Amt blickten mir Karteileichen entgegen. Ich
wagte kaum zu sprechen, hätte ich doch fürchten müssen, die
Totenruhe zu stören.
Wissen Sie eigentlich,
wie man verblichene Arbeitsnehmer bezeichnet, die weiter Gehalt
beziehen? Scheintote. Früher, als ich die Welt noch verstanden
habe, hätte ich mich über diese lachhafte Pointe aufgeregt.
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