Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (03. Juli 2011)
 
   Bio her, Bio her, oder ich fall um
 

   In Island wird die Luft für Raucher dünner. Wenn es nach den Vorstellungen der früheren Gesundheitsministerin Siv Fridleifsdottir geht, gibt es in dem nordeuropäischen Inselstaat Zigaretten bald nur noch auf Rezept. Tabakkonsumenten sollen auf diesem Weg als suchtkrank gebrandmarkt werden. Die Einzigen, die dann auf Island noch ungehemmt vor sich hinpaffen dürfen, sind die Vulkane.

   Ähnlich streng verfährt unsere Redaktion inzwischen mit rauchenden Kollegen. Sie werden seit dieser Woche einem Stresstest unterzogen. Wer es nicht auf mindestens 49 Lungenzüge in der Stunde bringt, dem wird der Raucherstatus aberkannt. Er wird auf Kaugummi- oder Schokoladenzigaretten umgeschult.

   Mit dieser Massnahme, so heisst es in einem internen Zigarettenpapier der Chefredaktion, wolle man in der deutschen Medienlandschaft ein Rauchzeichen setzen und sich um Kollegen kümmern, deren Zukunft auf der Kippe stehe. Ausserdem werde man dem wachsenden Umweltbewusstsein in der Gesellschaft Rechnung tragen, indem man auf der Autoseite vorzugsweise naturnahe Fahrzeuge vorstelle, allradgetriebene Geländewagen. Wie aus einer Studie der Universität Essen hervorgeht, sind in Deutschland noch nie so viele sportliche Geländeautos, sogenannte SUVs, verkauft worden wie in der ersten Hälfte dieses Jahres. Selbst der Sportwagenbauer Porsche hat mit dem Cayenne einen SUV im Angebot, der allerdings in Leipzig produziert wird und nicht in Suvenhausen.

   Vom oft als Schluckspecht verschrienen SUV ist es nur ein Katzensprung zum Suff, und schon sind wir - auch wenn der Gedanke in diesem sonnengegerbten Tagen nicht leichtfällt - beim Münchener Oktoberfest angekommen. Das soll, wie wir einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur entnehmen, heuer "nachhaltiger werden". Es geht um den umweltverträglichen CO²-Ausstoss beim Masshalten.



   Konkret schaut das so aus, dass die Dächer der Bierzelte mit Solarzellen begrünt und den Gästen vermehrt Bio-Produkte vorgesetzt werden. Blaskapellen werden die breite Masse mit "Bio her, Bio her, oder ich fall' um" auf den Öko-Trend einstimmen. Dem Umweltausschuss des Münchener Stadtrates schwebt der Null-Energie-Rausch vor.

   So sehr der Mensch eins wird mit der Natur, so schwer fällt es offenbar der Tierwelt, sich im komplizierten Ökosystem zurechtzufinden. Mediziner in Neuseeland kümmern sich derzeit um einen Kaiserpinguin aus der Antarktis, der vom Kurs abgekommen war. Der Vogel, sagte ein amerikanischer Meeresbiologe, muss einfach irgendwo falsch abgebogen sein. Mit Navi wäre das nicht passiert.

   Dem armen Kerl, nach einem Zeichentrickpinguin "Happy Feet" genannt, musste der Magen ausgepumpt werden, weil er Unmengen Sand in sich hineingeschaufelt hatte, den er wohl für Schnee hielt. Unsere Redaktion unterstützt tatkräftig diue Rettungsaktion und überweist 12,34 Euro nach Neuseeland. Der Betrag ist durch den Verkauf von Sandkuchen zusammengekommen.

 

 

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