Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (17. Juli 2011)
 
   Zwitterpartie
 

   Forscher der Tohoku-Universität in Japan haben herausgefunden, dass Schnecken Strecken zurücklegen, die ihnen kein Mensch zugetraut hätte. Im Fall der nur zwei Millimeter grossen Tornatellides-boeningi-Schnecke funktioniert die Sache so: Sie lassen sich von Vögeln fressen und werden, nachdem sie den Verdauungstrakt durchlaufen haben, an einem fernem Ort ausgeschieden. Viele Tiere fallen fallen den Magensäften der Vögel zum Opfer, insofern ist die Reisemethode nocht ohne Risiko. Aber welche Reisemethode ist das schon? Diejenigen aber, die die Tour überstehen, können sich glücklich schätzen, zum Nulltarif eine Fernreise absolviert zu haben - ohne das lästige Prozedere an Flughäfen über sich ergehen lassen zu müssen. Die Forscher jedenfalls haben kein Tier entdeckt, das an einem Schneck-in-Schalter Schlange stand.

   Tornatellides boeningi mag im Hochgeschwindigkeitszeitalter angekommen zu sein. Aber wie steht's um unsere heimische Weinbergschnecke? Kann Helix pomatia auch mit der Neuzeit Schritt halten? Oder gibt es Anzeichen dafür, dass sie auf der Strecke bleibt? Ein Leser hat versprochen, dass er mir ein Foto von zwei Weinbergschnecken beim Liebesakt schicken will. Die Sache liegt schon ein paar Wochen zurück. Bisher ist nichts eingetroffen. Liegt wohl an der Schneckenpost.

   Ich glaube, auch ohne Beweisfoto ist es an der Zeit, dem Liebesleben von Weinbergschnecken in dieser auf Wissensvermehrung bedachten Kolumne auf den Grund zu gehen. Wie wir noch aus dem Sexualkundeunterricht wissen, sind Weinbergschnecken von Hause aus Zwitter, das heisst, dass jedes Tier sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen produziert. Dennoch brauchen Weinbergschnecken zur Fortpflanzung einen Partner, um sich gegenseitig Liebespfeile in die Körper zu treiben.

   Mich hätte interessiert, ob die Zwitterpartie lautlos abläuft. Ober ob man hin und wieder ein "Ich mach' dich zur Schnecke" hört. Ein Gradmesser für guten Sex könnte sein, wenn die Weichtiere danach ganz aus dem Häuschen sind.

 

 

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