Tiere gehen immer. Das ist
eine der wichtigsten Regeln, die man jungen Redakteuren auf
den Berufsweg mitgibt. Es freut den geneigten Leser, so lernt
es der Journalist, wenn am Frückstückstisch kuschelige Pandas
oder süsse Robbenbabys aus der Zeitung strahlen.
Ich
bin nicht sicher, ob die folgende Meldung in dieses Schema passt.
Liebe Hundebesitzer, liebe Peta-Aktivisten und liebe Tierheimbetreiber,
ihr müsst jetzt ganz stark sein. In Südkorea haben Forscher
einen Hund geklont, der im Dunkeln leuchtet. Dem Team um Lee
Byeong Chun sei es gelungen, mit Hilfe eines fluorizierenden
Gens einen Beagle zum Strahlen zu bringen, melden die Nachrichtenagenturen.
Das
Geheimnis soll im Futter stecken. Dem wird das Antibiotikum
Doxycylin hinzugefügt. Und schon könne man die Leuchtfähigkeit
des Tieres, das auf den hübschen Namen Tegon hört, an- und ausschalten.
Die Forscher versprechen, dass es dadurch bei der Behandlung
von Gendefekten bei Menschen bald Fortschritte gebe.
Damit
kein falscher Eindruck ensteht: Ich distanziere mich in aller
Form und ausdrücklich von den Forschern und ihren Hellenhunden.
Dennoch muss ich zugeben, dassmich der Gedanke an leuchtende
Vierbeiner elektrisiert. Warum, fragen Sie? Nun, die eine Hälfte
der Deutschen ist hellauf begeistert von der Energiewende, weil
die Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Die andere Hälfte fürchtet,
bald im Dunkeln zu sitzen.
Das muss
nicht sein - wenn die Genforscher aus Asien uns keinen Bären
aufgebunden haben. In den 5,3 Millionen Dackeln, Pudeln oder
Pinschern, die in den Haushalten dieser Republik leben, schlummert
ungeahntes Potenzial, von dem wir bisher nichts geahnt haben.
Werden sie alle mit dem südkoreanischen Gen geimpft, strahlt
unser Land künftig nachts taghell. Und womöglich lässt sich
ausser den AKW zusätzlich der eine oder andere Kohlemeiler stilllegen.
Abends
bleibt das Licht im Wohnzimmer aus, dafür ruft das Herrchen:
Wuffi, komm aufs Sofa, ich will lesen.
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