Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (31. Juli 2011)
 
   Hellenhunde
 

   Tiere gehen immer. Das ist eine der wichtigsten Regeln, die man jungen Redakteuren auf den Berufsweg mitgibt. Es freut den geneigten Leser, so lernt es der Journalist, wenn am Frückstückstisch kuschelige Pandas oder süsse Robbenbabys aus der Zeitung strahlen.

   Ich bin nicht sicher, ob die folgende Meldung in dieses Schema passt. Liebe Hundebesitzer, liebe Peta-Aktivisten und liebe Tierheimbetreiber, ihr müsst jetzt ganz stark sein. In Südkorea haben Forscher einen Hund geklont, der im Dunkeln leuchtet. Dem Team um Lee Byeong Chun sei es gelungen, mit Hilfe eines fluorizierenden Gens einen Beagle zum Strahlen zu bringen, melden die Nachrichtenagenturen.

   Das Geheimnis soll im Futter stecken. Dem wird das Antibiotikum Doxycylin hinzugefügt. Und schon könne man die Leuchtfähigkeit des Tieres, das auf den hübschen Namen Tegon hört, an- und ausschalten. Die Forscher versprechen, dass es dadurch bei der Behandlung von Gendefekten bei Menschen bald Fortschritte gebe.

   Damit kein falscher Eindruck ensteht: Ich distanziere mich in aller Form und ausdrücklich von den Forschern und ihren Hellenhunden. Dennoch muss ich zugeben, dassmich der Gedanke an leuchtende Vierbeiner elektrisiert. Warum, fragen Sie? Nun, die eine Hälfte der Deutschen ist hellauf begeistert von der Energiewende, weil die Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Die andere Hälfte fürchtet, bald im Dunkeln zu sitzen.

   Das muss nicht sein - wenn die Genforscher aus Asien uns keinen Bären aufgebunden haben. In den 5,3 Millionen Dackeln, Pudeln oder Pinschern, die in den Haushalten dieser Republik leben, schlummert ungeahntes Potenzial, von dem wir bisher nichts geahnt haben. Werden sie alle mit dem südkoreanischen Gen geimpft, strahlt unser Land künftig nachts taghell. Und womöglich lässt sich ausser den AKW zusätzlich der eine oder andere Kohlemeiler stilllegen.

   Abends bleibt das Licht im Wohnzimmer aus, dafür ruft das Herrchen: Wuffi, komm aufs Sofa, ich will lesen.

 

 

Zurück