Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (14. August 2011)
 
   Sommer ade
 

   Einen Sommer, wie ihn Sänger Rudi Carrell schon vor Jahren vermisst hat, gibt es nicht mehr. In den vergangenen Jahren konnten wir von Hitzefrei, Sonnenschein von Juni bis September oder 40 Grad im Schatten nur träumen. Heute ist der Sommer ein Schatten seiner selbst. Jüngstes Beispiel: Die Zugspitze.

   Am vergangenen Mittwoch herrschten dort auf 2962 Metern Temperaturen um 0 Grad. Kinder lieferten sich auf Deutschlands höchstem Berg Schneeballschlachten. Erwachsene wärmten sich auf der Hütte mit einem Jagertee.

   Den Sommer, wie ihn unsere Grosseltern kannten, gibt es nicht mehr. Hagelschauer, Schneegestöber und Temperaturen von maximal zehn Grad sind heute an der Tagesordnung.

   Wie sehr wir uns an diese Szenarien gewöhnt haben, zeigen die Wetterkarten der Meteorologen im Fernsehen. Früher wurden die Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad tiefrot eingezeichnet. Heute scheint die Karte schon bei sieben Grad dunkelrot.

   Inwischen wünschen wir uns nicht Sonnenschein von Juni bis September, sondern sind schon mit drei, vier Sonnenstrahlen glücklich. Von 40 Grad im Schatten redet schon lange keiner mehr. Hat jemand Sonnenbrand, wird er nicht behandelt, sondern stolz überall herumgezeigt: "Schau, ich habe die Sonne gesehen!"

   Vielen Geschäften, die mit Sommer rechnen, bricht sogar schon die Existenz weg. Wenn es so weiter geht, werden die Becken der Freibäder zugeschüttet und Biergärten in Turnhällen eröffnet. Bikinis und Badehosen fliegen in die Altkleidersammlung, Solardächer werden verschrottet. Statt Flipflops werden Moonboots gekauft. Die Hersteller von Sonnencreme können sich ihre Produkte Guttenberg-mässig ins Haar schmieren.

   Doch gibt es auch Geschäftszweige, die vom Wetterumschwung profitieren. Skianzüge, Handschuhe, Mützen und Schlitten gehen schon in den Sommermonaten weg wie warme Semmeln. Und die Pharmaindustrie freut sich, wenn sich die Welt erkältet. Das Weihnachtsgeschäft beginnt nicht mehr wie bisher im August, sondern schon am 27. Dezember.

   Soviel zur globalen Erwärmung.

 

 

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