Einen Sommer, wie ihn Sänger
Rudi Carrell schon vor Jahren vermisst hat, gibt es nicht mehr.
In den vergangenen Jahren konnten wir von Hitzefrei, Sonnenschein
von Juni bis September oder 40 Grad im Schatten nur träumen.
Heute ist der Sommer ein Schatten seiner selbst. Jüngstes Beispiel:
Die Zugspitze.
Am vergangenen Mittwoch
herrschten dort auf 2962 Metern Temperaturen um 0 Grad. Kinder
lieferten sich auf Deutschlands höchstem Berg Schneeballschlachten.
Erwachsene wärmten sich auf der Hütte mit einem Jagertee.
Den
Sommer, wie ihn unsere Grosseltern kannten, gibt es nicht mehr.
Hagelschauer, Schneegestöber und Temperaturen von maximal zehn
Grad sind heute an der Tagesordnung.
Wie
sehr wir uns an diese Szenarien gewöhnt haben, zeigen die Wetterkarten
der Meteorologen im Fernsehen. Früher wurden die Temperaturen
zwischen 30 und 40 Grad tiefrot eingezeichnet. Heute scheint
die Karte schon bei sieben Grad dunkelrot.
Inwischen
wünschen wir uns nicht Sonnenschein von Juni bis September,
sondern sind schon mit drei, vier Sonnenstrahlen glücklich.
Von 40 Grad im Schatten redet schon lange keiner mehr. Hat jemand
Sonnenbrand, wird er nicht behandelt, sondern stolz überall
herumgezeigt: "Schau, ich habe die Sonne gesehen!"
Vielen
Geschäften, die mit Sommer rechnen, bricht sogar schon die Existenz
weg. Wenn es so weiter geht, werden die Becken der Freibäder
zugeschüttet und Biergärten in Turnhällen eröffnet. Bikinis
und Badehosen fliegen in die Altkleidersammlung, Solardächer
werden verschrottet. Statt Flipflops werden Moonboots gekauft.
Die Hersteller von Sonnencreme können sich ihre Produkte Guttenberg-mässig
ins Haar schmieren.
Doch gibt es auch
Geschäftszweige, die vom Wetterumschwung profitieren. Skianzüge,
Handschuhe, Mützen und Schlitten gehen schon in den Sommermonaten
weg wie warme Semmeln. Und die Pharmaindustrie freut sich, wenn
sich die Welt erkältet. Das Weihnachtsgeschäft beginnt nicht
mehr wie bisher im August, sondern schon am 27. Dezember.
Soviel
zur globalen Erwärmung.
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