Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (04. September 2011)
 
   Gewehr bei Fuss
 

   Nach den ernüchternden Erfahrungen der Weltkriege eins und zwei hätten wir Deutschen einen militärischen Konflikt zur Abwechslung gerne auch mal wieder gewonnen, aber es hat nicht sollen sein. Aussenminister Westerwelle hat uns beim Lufteinsatz über Libyen nicht mitmachen lassen. Das fanden anfangs die meisten von uns ganz okay. Jetzt aber, wo das Bombadieren der Gaddafi-Truppen ruhmreich zu Ende geht, wären wir schon gern dabei gewesen.

   Wir Deutschen stehen halt oft an der falschen Front. In Afghanistan machen wir pflichtschuldig mit, aber auf diesem Einsatz liegt kein Segen drauf - schon gar nicht der von Margot Kässmann. Im Kosovo müssen unsere Soldaten mithelfen, aus Nichts einen Staat zu bauen, was aber wohl in tausend Wintern nicht gelingen wird.

   Zwar sieht man in diesen Tagen durchaus mal jubelnde Soldaten mit deutschen Gewehren in der Hand, aber das sind dann libysche Rebellen, die Gaddafis Waffenarsenale geplündert haben. Das ist nun auch nicht gerade eine Erfolgsmeldung, dass deutsche Gewehre in den Waffenschrank eines irren Diktators gelangen konnten. Und natürlich will es keiner gewesen sein. Zwar lautet das Kommando "Gewehr bei Fuss!", aber im internationalen Waffenhandel, tja, da machen die Gewehre oft, was sie wollen.



   Wir schieben die Schuld an der ganzen Misere einfach mal auf Westerwelle, unserem Aussenminister ohne Fortüne. Der hat schon so viele Päckchen zu tragen, da kommt es auf eines mehr oder weniger nicht mehr an. Westerwelle ist unser Sündenbock. Sehr praktisch. Jedes Land sollte einen Sündenbock haben.

   Italien zum Beispiel hat Berlusconi, einen in die Jahre gekommenen Schürzenjäger und Medienmogul. Den können die Italiener für alles verantwortlich machen, was in ihrem Land schiefläuft. Das geht selbst an einem Berlusconi nicht spurlos vorbei. Neulich nachts vertraute er einem Gesprächspartner an, dass Italien ein "Scheissland" sei, das ihn anekele und das er in einigen Monaten für immer verlassen werde. Da war die Aufregung aber wieder gross. Regierungschef beleidigt sein eigenes Land - mamma mia! Und wohin will er denn bitte auswandern? Nach Libyen etwa?

   Schön wär's allerdings auch gewesen, wenn irgendeiner die Frage aufgeworfen hätte, wie es eigentlich sein kann, dass Telefonate des italienischen Regierungschef abgehört und dann der Presse zugespielt werden. War das Abhören von Prominenten nicht gerade ein grosser Aufreger in England? Hat nicht auch ein Berlusconi ein paar Rechte?

   Gut, in Italien scheint grundsätzlich jeder jeden abzuhören, und trotzdem telefonieren die immer noch herum wie wild. Aber würden wir wirklich wissen aollen, was Guido Westerwelle am späten Abend mit seinem Freund bespricht? Ist die Zeit nach 23 Uhr nicht dazu da, alles rauszulassen, was einem auf der Seele liegt? Die Merkel ist sch..., Deutschland ist sch..., die FDP ist sch... - wenn man nicht ab und an gewisse Zischlaute von sich gibt, dann wird man doch krank!

   Berlusconi hat sich übrigens  entscheiden, Italien doch nicht zu verlassen - wegen der Abhöraktion. "Ich bleibe hier, um dieses Land zu verändern". Das hat der Italiener nun davon.

 

 

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