Falls Sie dieser Woche vor
lauter Sternen den Hochnebel aus den AUgen verloren haben, Hatte
das womöglich diese Ursachen: a) Sie kommen gerade vom Pokern
aus Las Vegas und heissen nicht Pius Heinz, b) Sie haben nei
Ihrem Lieblings-Griechen aufgrund von spontanen Rachegelüsten
lediglich die Hälfte der Rechnung bezahlt und sind dann neben
der Mülltonne aufgewacht, c) Sie blättern unentwegt sabbernd
und augenkullernd im frisch erschienenen "Guide Michelin",
der Bibel der Spitzengastronomie und der Welthungerhilfe.
Hmmm.
Ooh. Deutschland kann sich nämlich eines neuen Drei-Sterne-Kochs
und zahlreicher Zwei-Sterne-Restaurants rühmen, heisst es. Quelle
surprise in diesem nebulösen Zeiten! Man spricht gar von einer
Goldenen Genration der Jungköche in diesem Land, von einer Demokratisierung
des guten Geschmacks. Man ist wieder wer in den Fresstempeln
Cannes', Athens, Roms. Vorbei die barbarischen Zeiten, als dieses
Volk sich bei plötzlichen Hungerattacken gleich ganze Nationen
einverleibte und ganz Europa mit einem einzigen Rülpser aushauchte,
kulinarisch aber zwischen einem verrottenden Rübenstrunk und
einem lehmigen Soldatenstiefel nicht zu unterscheiden wusste.
Damals wurde eben gegessen, was auf den Tisch kam.
Damals.
Heute aber hört man es aus allen Ecken kultiviert dampfen. Stöhnen.
Schmatzen. Schnäbeln. Schäumen. Brutzeln. Und hacken. Wer seine
Finger unbeaufsichtigt neben dem Schreibtisch herabhängen lässt,
findet sie am folgenden Tag in der Kantinenboullion wieder.
In den Stadtparks beobachtet man rüstige Rentner, wie sie frisch
entlassenden Investmentbankern sautierte Jakobsmuscheln in die
weit aufgerissenden Schlünde werfen. Nach einer Umfrage des
Maggie-Kochstudios träumt mittlerweise jeder dritte Deutsche
von einer heissen Nacht (220 Grad, Oberhitze) mit Johann Lafer,
jeder zweite von frittierten Schnurrbärten mit Schnittlauchresten.
Und wir? Wir haben das aromatischste Rezept der Woche für Sie
nachgekocht.
Aber --- Vorsicht beim
Anlesen, sie glühen noch! Die folgenden Zeilen. Wir haben sie
brühwarm aus der Redaktionspfanne flutschen lassen. Autsch!
Berliner Allerlei nach Muttis Art. Das Rezept - so einfach wie
unverdaulich. Wir haben es von Angela Merkel, einer talentierten
Topköchin aus der gerade angesagten proletarisch angehauchten
Bulettenszene der Hauptstadt. Ihre Sterne verdankt die Meisterin
einer raffinierten Technik: Dem poltischen Vakuumverdampfer.
Dafür nehme man einen giftig gewürzten Brei aus utopischen Versprechungen
und halbgaren Vereinbarungen und brät diese unappetitliche Masse
monatelang beidseitig schwarz-gelb, bis in der verängstigten
Mitte ein knuspriger Kompromissknuppel aufscheint. In das pikante
Koalitionssoufflé träufelt man schliesslich eine verführerisch
duftende Reduktion, ein paar Tröpfchen nur, den Hauch eines
Nichts. Als Garnitur empfehlen wir saisonales Gemüse, einige
rötliche Stinkmorcheln auf einer galliggrünen Brennnessel-Jus.
Über dieses herzhafte Sterne-Mahl freut sich die ganze Familie,
sofern Sie noch eine nach dem kommenden Steuerbescheid ernähren
können. Falls nicht, beantragen Sie eine Herdprämie. Voilá.
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