Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (27. November 2011)
 
   Brei
 

   Der Kollege hat ein Kind gekriegt. Also eigentlich hat nicht er das Kind gekriegt, sondern seine Frau. Aber nachdem beim Kinderkriegen das Verursacherprinzip gelebt wird, also die Anwesenheit des Mannes nicht nur bei der Zeugung, sondern auch bei der Geburt erwünscht ist, ist Kinderkriegen auch Männersache.

   Interessant in dem Zusammenhang erscheint uns die Frage, woran man erkennt, wenn ein Mann niedergekommen ist, trifft amn ihn doch eher selten bei Rückbildungsgymnastikkursen an. Ein Indiz könnte sein, dass er sich kurz vor Weihnachten für pädagogisch wertvolle Ballerspiele interessiert oder ein Säugling als Bildschirmschoner auf seinem Computer im Büro auftaucht. Ausserdem sagt der Mann, mit dem man sich kürzlich noch über vernünftige Themen wie die zehn weltbesten Weinanbaugebiete Nordwestaustraliens unterhalten konnte, komisches Zeug.

   "Mein Sohn isst jetzt schon Brei" hat der eingangs erwähnte Kollege neulich in den ehrwürdigen Räumen dieser Redaktion von sich gegeben. Als er sich, die Arme vor der Brust verschränkt, von seinem Computer abwandte und den Satz sagte, sah er stolz aus. Der Satz quoll wie Hirsebrei aus ihm heraus. Der schwache Trost, der einem bleibt, ist die Gewissheit, dass es hätte noch schlimmer kommen können. Immerhin verschonte er einen mit den potenziellen Verdauungsproblemen seines Nachfahren.

   Ich weiss nicht, wie Sie mit solch einer Äusserung umgehen. Ich gehe vorsorglich in Deckung. Für mich hört sich "Mein Sohn isst jetzt schon Brei" wie ein Testballon an. Wer darauf mit "Ist ja toll!" oder "Ja, wie süss!" reagiert, hat verloren. Er wird, ich sag's es frank und brei, in ein Gespräch über Breimäuler verwickelt und zum Kinderhüter ehrenhalber ernannt. Also, lieber so tun, also habe man Brei in den Ohren.

   Vielleicht tue ich dem Kollegen Unrecht. Da es sich um einen spätgebärenden Vater handelt, wollte er womöglich nur seinem Sohn zuvorkommen, der in nicht allzu ferner Zukunft sagen wird: "Mein Vater isst nur noch Brei."
 

 

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