Der Kollege hat ein Kind
gekriegt. Also eigentlich hat nicht er das Kind gekriegt, sondern
seine Frau. Aber nachdem beim Kinderkriegen das Verursacherprinzip
gelebt wird, also die Anwesenheit des Mannes nicht nur bei der
Zeugung, sondern auch bei der Geburt erwünscht ist, ist Kinderkriegen
auch Männersache.
Interessant in dem
Zusammenhang erscheint uns die Frage, woran man erkennt, wenn
ein Mann niedergekommen ist, trifft amn ihn doch eher selten
bei Rückbildungsgymnastikkursen an. Ein Indiz könnte sein, dass
er sich kurz vor Weihnachten für pädagogisch wertvolle Ballerspiele
interessiert oder ein Säugling als Bildschirmschoner auf seinem
Computer im Büro auftaucht. Ausserdem sagt der Mann, mit dem
man sich kürzlich noch über vernünftige Themen wie die zehn
weltbesten Weinanbaugebiete Nordwestaustraliens unterhalten
konnte, komisches Zeug.
"Mein
Sohn isst jetzt schon Brei" hat der eingangs erwähnte Kollege
neulich in den ehrwürdigen Räumen dieser Redaktion von sich
gegeben. Als er sich, die Arme vor der Brust verschränkt, von
seinem Computer abwandte und den Satz sagte, sah er stolz aus.
Der Satz quoll wie Hirsebrei aus ihm heraus. Der schwache Trost,
der einem bleibt, ist die Gewissheit, dass es hätte noch schlimmer
kommen können. Immerhin verschonte er einen mit den potenziellen
Verdauungsproblemen seines Nachfahren.
Ich
weiss nicht, wie Sie mit solch einer Äusserung umgehen. Ich
gehe vorsorglich in Deckung. Für mich hört sich "Mein Sohn
isst jetzt schon Brei" wie ein Testballon an. Wer darauf
mit "Ist ja toll!" oder "Ja, wie süss!"
reagiert, hat verloren. Er wird, ich sag's es frank und brei,
in ein Gespräch über Breimäuler verwickelt und zum Kinderhüter
ehrenhalber ernannt. Also, lieber so tun, also habe man Brei
in den Ohren.
Vielleicht tue ich dem
Kollegen Unrecht. Da es sich um einen spätgebärenden Vater handelt,
wollte er womöglich nur seinem Sohn zuvorkommen, der in nicht
allzu ferner Zukunft sagen wird: "Mein Vater isst nur noch
Brei."
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