Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. Dezember 2011)
 
   Handarbeit
 

   Viele Leute verschenken zu Weihnachten Selbstgemachtes. Andere wünschen sich Selbstgemachtes. Ich weiss nicht, ob Selbstgemachtes in diesem Jahr mehr im Trend liegt als im vergangenen Jahr. Aber ich glaube als Autor einer selbstgemachten Kolumne beurteilen zu können, was die Menschen an Selbstgemachten fasziniert.

   Das Besondere an Selbstgemachtem ist, dass es selbst gemacht ist. Etwas mit den eigenen Händen herzustellen scheint in einer kommerzialisierten Gesellschaft für viele einen höheren Wert zu besitzen als etwas selbstgekauftes. Dahinter steckt die romatische Vorstellung, dass es ein besonders grosser Beweis der Zuneigung ist, wenn ein Mensch sich hinsetzt und für einen anderen etwas bastelt oder häkelt. In ein Geschäft zu gehen und etws zu kaufen, so die landläufige Vorstellung, könne jeder.



   Ich kann dieser Sichtweise nichts abgewinnen, weil es nicht zulässig ist, den Akt des Selbermachens mit dem Akt des Selberkaufens zu vergleichen. Um etwas selbst zu kaufen zu können, muss man erst eine Arbeitsleistung erbringen. Ein Beispiel: Um mir ein Geschenk im Wert von 58 Euro machen zu können, muss ein Mensch, der 7,25 Euro neto die Stunde verdient, acht Stunden arbeiten. Der Mensch hat mir also acht Stunden seiner Lebensarbeitszeit geschenkt. Das ist nicht wenig.

   Insofern besteht ein Zusammenhang zwischen Schenker, Geschenk und Freude. Wenn mir ein armer Schlucker zu Weihnachten ein paar Nüsse schenkt, würde ich mich darüber mehr freuen als über einen Mercedes von Bill Gates.

   Nicht alles, was selbstgemacht ist, ist auch gut. Diese Woche habe ich auf "Spiegel Online" gelesen: "Selbstgemachter Klimawandel stürzt Maya ins Verderben." Auch der Hollywood-Star George Clooney mag, wie er der australischen Tageszeitung "Daily Telegraph" anvertraute, nichts Selbstgemachtes. Zumindestens will er keine eigene Kinder.

   Auf die Maya werden wir im kommenden Jahr wohl noch zu sprechen kommen. Sie haben den Weltuntergang für 2012 prophezeit. Da es sie früher erwischt hat, waren sie der Zeit voraus.
 

 

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