Deutsche Volkshochschulen
melden Land unter. Sie können sich vor Anfragen nach Italienisch-Konservationskursen
kaum noch retten. Und warum da alles? Weil viele Menschen das
Tonbandprotokoll zwischen Gregorio De falco, dem Kommandanten
der Küstenwache von Livorno, und Francesco Schettino, dem Kapitän
des Unglücksschiff "Costa Concoria", im Original lesen
wollen. Das Gespräch gipfelte in dem an den Kapitän gerichteten
Befehl: "Vada a bordo, cazzo!" - "Geh an Bord
zurück, du Schwanz!"
"Vada
a bordo, cazzo!" ist in Italien zum geflügelten Wort geworden.
Menschen liessen sich den Spruch auf T-Shirts drucken. Auf der
Titelseite der rechtspopulistischen Zeitung "Il Libero"
war diese Woche die Karikatur einer in einem Ruderboot flüchtenden
Kanzlerin Merkel zu sehen. Im Hintergrund ein havariertes Kreuzfahrtschiff
namens "Europa Discordia", was nach Auskunft aus Volkshochkreisen
mit "Europa der Zwietracht" übersetzt werden kann.
Daneben der Ausruf: "Vada a bordo, cazzo!"
Wie
die Kanzlerin zum Cazzo passt, konnte und wollte uns kein Volkshochschullehrer
sagen. Vielleicht handelt es sich um jene Art von südländischem
Humor, die auch dem früheren italienischen Premier Silvio Berlusconi
eigen ist, welcher dem Blatt rechts nahe steht.
Doch
zurück aufs Schiff. Wären bei der Katastrophe keine Menschen
ums Leben gekommen, das Unglück hätte das Zeug zur Romanze gehabt.
Kapitän Schettino, von "Spiegel online" zum "Capitano
dilettante" degradiert, soll kurz vor der Kollision mit
einem Felsen auf der Brücke Damenbesuch bekommen haben. Was
für eine Vorstellung! Ein Latin Lover, der Anblick einer schönen
Frau das nahe Ufer aus den Augen verliert. Das zeichnet einen
Mann nicht für die hohe See aus, aber für die grosse Liebe.
Aber
nichts Genaues weiss man nicht. Nur so viel ist klar: Die Frau
auf der Brücke war nicht die, die der Karikaturist von "Il
Libero" davonrudern sah.
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