Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (29. Januar 2012)
 
   Mit Schirm
 

   Wenn man als Fernsehschaffender bei seinem Publikum Lust auf etwas Neues wecken will, kann man ihm sagen, was man künftig vorhat. Oder man kann ihm sagen, was man nicht vorhat. Der grosse Unterhalter Thomas Gottschalk, seit dieser Woche im Vorabendprogramm der ARD zu sehen, schlug bei der Premiere seiner neuen Sendung den zweiten Weg ein. Er erklärte den Zuschauern, was es in "Gottschalk Live" nicht geben wird. Es komme kein Rettungsschirm vor. Und gekocht wird werde auch nicht. Damit kopiert Gottschalk das Konzept dieser Kolumne: Auch bei uns hat ein Rettungschirm noch nie eine Rolle gespielt. Manchmal schreiben wir zwar um den heissen Brei herum. Aber gekocht haben wir noch nie.

   Da die Quote bei Gottschalk schon am zweiten Abend in den Keller gerauscht ist, haben wir uns überlegt, ob unser Konzept noch zeitgemäss ist. Vielleicht kommt man heutzutage im Unterhaltungsgewerbe nicht mehr ohne Koch und Rettungsschirm aus - auch wenn das Bild vom Euro-Rettungsschirm, der klamme Staaten vor dem Untergang bewahren soll, schief ist. Besser wäre ein Füllhorn, das, randvoll mit Milliarden von Euronen, im Ernstfall über notleidende Staaten ausgeschüttet wird. Das Füllhorn böte sich auch deshalb an, da es aus der griechischen Mythologie stammt.

   Aber der Rettungsschirm ist eingeführt. Halten wir an ihm fest - und weisen abermals auf die gewaltige Dimension dieses milliardenschweren Gebildes hin. Wir tun dies deshalb, weil sich Forscher im Auftrag der EU Gedanken über einen Schutzschirm machen sollen, der Asteroiden, die Kurs auf die Erde halten, abwehren soll. Für dieses Projekt stehen vier Millionen Euro zur Verfügung. Man könnte also sagen, dass uns der Euro mehr am Herzen liegt als die Erde, dass uns der Kurs einer Währung wichtiger ist als der Kurs eines Himmelskörpers.

   Doch damit genug Gesellschaftskritik. Freuen Sie sich auf kommende Woche, wenn erstmals in einer Zeitungskolumne gekocht wird. Falls es die Euro-Zone und den Rest der Welt dann noch gibt.


 

 

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