Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (19. Februar 2012)
 
   Hund, Katze, Aus
 


   Nur weil im Jahr 1983 ein Hund nicht mehr ins Auto passte, wird Barack Obama im November wahrscheinlich wiedergewählt. Wenn das jetzt einer nicht gleich kapiert, dann verstehen wir das. Aber um mit unserem soeben zurückgetretenen Bundespräsidenten zu sprechen: Wir können alles erklären, wir brauchen nur etwas Zeit.



   Also: Präsidentenwahl in Amerika. Wichtige Sache bekanntlich, mächtigster Mann der Welt und so. Wer vonseiten der Republikaner gegen Obama antreten will, das machen die gerade untereinander aus. Die besten Chancen gegen Obama hätte wohl der gemässigte Kandidat Mitt Romney. Er lag bei den Vorwahlen der Konserativen bis vor kurzem auch deutlich vorn. Dann aber wurde eine alte Story, die 2007 erschienen war, wieder aufgewärmt, als Romney schon einmal Anlauf genommen hatte, Präsidentschaftskandidat zu werden. Damals erzählte die Zeitung "Boston Globe" eine Anekdote aus dem Leben der Romneys aus dem Jahr 1983: Familienausflug von Boston nach Ontario, fünf Kinder im Auto, kein Platz mehr für den Hund, Hund kommt deshalb in einem Käfig aufs Dach, zwölf Stunden Fahrt, Hund fühlt sich unwohl, müsste mal dringend, darf aber nicht, das Zeug läuft schliesslich zum Entsetzen der Kinder die Scheiben runter, Familienvater Romney spritzt auf einem Parkplatz alles sauber und fährt ungerührt weiter. Soweit im Groben die Geschichte. Fast 29 Jahre her das Ganze. Trotzdem ist Romney nun in arge Bedrängnis. Die Tierschützer dieser Welt machen mobil, es wird getwittert, gepostet und demonstriert: So ein Tierquäler darfg weder ins Weisse Haus noch ans rote Telefon! Guantanamo auf dem Autodach! "Shitstorm" heisst das auf Neudeutsch.Hunde bellen für Obama und heben an Romney das Bein. Der schmiert stimmungsmässig ab, sein schärfster Konkurrent, Rick Santorum, ist in Umfragen an ihm vorbeigezogen. Wobei Santorum so konserativ ist, dass er gegen Obama keine Chance hätte. Tja, liebe Republikaner, so ist das Leben: Hund, Katze, Aus.

   Ein bisschen irrational ist das Ganze schon. Es gibt Länder auf dieser Welt, da fahren Menschen wegen Überfüllung auf den Dächern von Zügen und Bussen mit, und keiner stört sich daran. Und wir hier im gesegneten Westen machen uns Sorgen um den Reisekomfort eines Hundes, der laut dem unsensiblen Herrn Romney das Glück hatte, zwölf Stunden an der frischen Luft verbringen zu dürfen. Anderseits: Auch der Amerikaner will zu seinem Präsidenten aufschauen können.



   Bei Wulff dachten wir ja auch erst, er könne keiner Fliege was zuleide tun. Und jetzt? Wäre herausgekommen, dass auf dem Weg zum Urlaub bei irgendwelchen Freunden mal eine mongolische Wüstenrennmaus in der Handtasche von Gattin Bettina nach Luft gejapst hat - der Mann hätte schon viel früher zurücktreten müssen. Bei Haustieren hört der Spass auf.

   Der Deutsche Tierschutzbund sammelt übrigens noch bis zum 29. Februar Ideen, wie man Katzen, die wegen des Winterwetters nicht nach draussen wollen, die Langeweile vertreibt. Fordern und Fördern - das ist wichtig für die Katze, damit sie ein vollwertiges Familienmitglied bleibt. Und nicht irgendwann aufs Autodach muss.
 

 

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