Was für die jungen Leute
von heute Ballerspiele sind, das war für uns Ältere der Papüüürdrache
aus dem Märchengarten vom Blühenden Barock in Ludwigsburg. Der
Papüüürdrache, aus dessen Inneren ein furchteinflössendes "Papüüür,
Papüüür" zu vernehmen war, hat uns gefesselt. Den Sensiblen
bereitete er schlaflose Nächte. Die Mutigen haben sich dem Kampf
mit dem Element gestellt. Sie sind bei der papüüürverarbeitenden
Industrie gelandet und schreiben heute Kolumnen.
Eigentlich
ist der Name Papüüürdrache irreführend, besteht der Kerl doch
nicht aus Papüüür, sondern aus Beton. Der Papüüürdrache hat
uns nicht nur Mores gelehrt, sondern auch Benimm. Wenn man ihm
einen Papüüürschnipsel in den Schlund warf, hat er sich bedankt.
Es hat Jahre gedauert, bis wir kapiert haben, dass der Papüüürdrache
auch auf andere Dinge mit "Danke" reagiert hat, auf
Vesperbrote und gebrauchte Windeln.
Wenn
Sie von irgendwoher "Papüüür, Papüüür" vernehmen,
dann befinden Sie sich nicht zwangsläufig im Märchengarten.
Es könnte auch sein, Sie sind auf einem Herrenklo. Einer repräsentativen
Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge verlangt
jeder zweite Mann auf dem Lokus nach Lektüre. Bei Frauen ist's
nur jede Vierte. Während Frauen auf der Schüssel gern zur Zeitschrift
greifen, geben Männer dem Zeitungspapüüür den Vortritt. Das
ist übrigens der Grund, warum diese Kolumne seit Jahren dieselbe
Länge hat. Sie ist exakt so lang, wie ein durchschnittlicher
deutschen Mann für seine durchschnittliche Sitzung braucht.
Offenbar
gibt es den Animationsklotz zu Ludwigsburg nach wie vor, auch
wenn man ihm mittlerweise anmerkt, dass er in die Jahre gekommen
ist. Noch immer bedankt er sich artig, wenn man ihm Futter verabreicht.
Wäre er auf der Höhe der Zeit, würde er hin und wieder einen
Rülpser hören lassen.
So, meine Herren,
und jetzt bitte "Spüüülen"!
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