Es muss am Wetter liegen,
dass die Menschen in diesen Tagen zu Kleidungsstücken greifen,
die in die Irre führen. Auf dem Flur ist mir ein Kollege mit
weissem Schuhen, weisser Hose, weissem Hemd begegnet. Er sah
aus wie ein Arzt.
Wenn ich einen Arzt
sehe oder zu sehen glaube, überkommt mich ein schlechtes Gewissen.
Ich muss dann an meinen Hausarzt denken, bei dem ich schon ewig
nicht mehr war. Ich frage mich, ob der überhaupt existiert,
wo ich ihn doch finanziell am Tropf hängen lasse.
Der
letzte Arzt, den ich unterstützt habe, war ein Hautarzt. Er
sah gar nicht aus wie ein Arzt. Er trug eine Jeans, ein kariertes
Hemd und hatte vermutlich ein paar Semester Psychologie studiert.
An einem Fusspilz, sagte er, sterbe man nicht. Hand aufs Herz,
würden Sie einem Arzt trauen, der nicht wie einer aussieht?
Ich
finde es schlecht, wenn Ärzte nicht mehr wie Ärzte und Journalisten
wie Ärzte herumlaufen. Es reicht ja schon, wenn sich Rentner
wie Teenager anziehen. Berufskleidung sollte man nicht unterschätzen.
Ich vermute, der gute alte Arztroman hätte nie diese Millionenauflagen
erreicht, wenn die Weisskittel keine weissen Kittel getragen
hätten. Haben Sie jemals von einem Journalistenroman gehört?
Nicht. Das könnte daran liegen, dass meine Zunft es nie zu einer
echten Berufskleidung gebracht hat, wenn man von komischen Umhängetaschen
absieht.
In ihrer Freizeit erkennt
man Ärzte an Polohemden. Zumindest früher war das so. Ich sass
in einer Kneipe mal einem Frauenarzt gegenüber. Er trug ein
Lacoste-Hemd. Das Marken-Krokodil auf der Brust stand ab, es
hielt nur noch am Schwanz. "Hauptsache, der Schwanz hält",
sagt der Frauenarzt und grinste seine Freundin an. Ich überlegte,
ob der Satz für einen Arztroman taugt.
Den
einzigen Arzt, den ich regelmässig finanziell unterstütze, ist
mein Zahnarzt. Er trägt weisse Klamotten, eine Brille und bohrt
wie eine Eins. Ich glaube, er ist der Letzte seiner Arzt.
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