Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (12. August 2012)
 
Am Arsch
 

   Der Mensch an sich wird immer dicker. Fettiges Essen, zu wenig Bewegung und die Tafel Schokolade nach 22 Uhr machen's möglich. "Sie müssen sich mehr bewegen", sagt auch mein Arzt. "Gehen Sie doch zweimal pro Woche ein paar Bahnen schwimmen", schlägt er vor. "Oder laufen Sie ein paar Runden durch den Park." Doch da beisst er auf Granit! Schwimmen? Viel zu anstrengend. Joggen? Langweilig! Doch der Herr in Weiss lässt nicht locker. "Na, dann machen Sie eben eine Radtour. Das tut Ihnen gut und Sie sehen auch noch was von der Landschaft."

   Gesagt, getan. Zwei Wochen später ist das Rad frisch geölt und generalüberholt. Ausgerüstet ist der Drahtesel mit allen Schikanen: 27 Gänge, Scheibenbremsen, Klickpedale - und der Geist ist willig, aber so was von. Doch schon auf der Höhe Cannstatt wird das Fleisch schwach, macht der Muskel zu.

   Mein Arzt lächelt gnädig. "Das legt sich wieder", meint er gönnerhaft. "Und wenn Ihnen der Hintern weiterhin weh tut, besorgen Sie sich eine Gelauflage für den Sattel. Das hilft garantiert." Doch die erweist sich als tückisch. Der Wackelpudding unter dem Hintern ist zwar weich, die Haltungsnoten lassen allerdings zu wünschen übrig. Die Pobacken wedeln durch die Gegend wie ein Kuhschwanz, der Spott der Fussgänger lässt den Elan schwinden. Am Schluss wird wieder geschoben. Schliesslich will man auf dem Weg zur guten Figur ja keine allzu schlechte abgeben.

   Diesmal wirkt der Arzt genervt, das gütige Lächeln ist verschwunden. "Machen Sie es doch wie die Hunnen", zischt er spöttisch. "Die haben sich rohes Fleisch unter den Hintern gelegt, als sie auf ihren Pferden das halbe Abendland eroberten", gibt er dem verhinderten Athleten mit auf den Weg. Seitdem sitze ich nicht mehr auf glühenden Kohlen, sondern aif zwei Koteletts - selbstverständlich ohne Knochen. Ein durchschlagender Erfolg. Der Po ist befriedet - und abschliessen muss ich mein Fahrrad auch nicht mehr.
 

 

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