Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (26. August 2012)
 
Ciao Bello!
 

   Fast ein Drittel aller Frauen vermisst im Urlaub laut einer Umfrage der Reisewebsite lastminute.de sein Haustier - und dies selbst dann, wenn das grösste und schönste aller Haustiere, der eigene Mann, mit von der Partie ist. 15 Prozent der Damen denken zudem sehnsüchtig an all die schicken Kleider und Schuhe, die sie zu Hause lassen mussten, nur weil der grösste und schönste aller Haustiere nicht in der Lage war, ein Frachtflugzeug zu organisieren.



   Die Männer wiederum vermissen eher den Computer, ihr Auto und die Tageszeitung - Dinge also, mit deren Hilfe man sich gut verstecken könnte, wenn die besser daheimgebliebene Hälfte mit Blick auf die am Urlaubsort überall herumstreunenden Hunde auf der Frühstücksterasse die herzzerreissende Frage stellt: "Ach, wie es wohl unserem Bello geht?" Was soll man darauf schon sagen? Dass Tante Gudrun das Kind schon schaukeln wird? Dass so ein Urlaub ohne Hund auch mal ganz schön ist? Ein falscher Satz und der Familienfrieden ist dahin.

   Die schönste Zeit des Jahres ist in Wahrheit eine Zeit der Entbehrung. Fast ein Drittel aller Urlauber vermisst die eigenen vier Wände. Eigentlich sollte man gar nicht verreisen, aber was soll man machen? Deutschland hat einen Ruf zu verlieren. Wir sind Reiseweltmeister und müssen das Geld dorthin tragen, wo es dringend gebraucht wird. Nach Griechenland zum Beispiel. Baden-Württembergs Ministerpräsident fliegt extra noch eine Woche auf die Halbinsel Peloponnes und schaut sich antike und andere Investitionsruinen an. "Ich will die Botschaft aussenden, dass wir das Land nicht hängen lassen und dort weiter Urlaub machen", sagt er. "Das Land muss ja irgendwie hochkommen, es lebt zum grossen Teil vom Tourismus."

   Botschaft angekommen. Kretschmann ist als Landesvater auch für Griechenland zuständig. Alles hängt schliesslich mit allem zusammen. Selbstbräuner und Solarien, das ist was für Egoisten. Wer ein Herz hat, holt sich die Urlaubsbräune persönlich aus dem Süden. Steckt in Sol-idarität nicht auch das Wörtchen Sonne?



   Ausserdem müssen zu Hause ja nicht nur die Haustiere gefüttert werden. Der gemeine Deutsche muss auch kräftig dafür arbeiten, dass die ganzen Rettungsschirme und Hilfsprogramme bezahlt werden können. Da aber beisst sich das Haustier in den Schwanz. Auch die Krisenländer Spanien, Portugal und Italien brauchen schliesslich Touristen, doch woher sollen die alle kommen? Wir würden ja gerne das ganze Jahr über am Strand liegen und falsche Rolex-Uhren kaufen, aber um mit unserer Kanzlerin zu sprechen: Auch Deutschlands Urlaubstage sind nicht unbegrenzt.

   Was die Deutschen im Urlaub übrigens mit am wenigstens vermissen, das sind die Arbeitskollegen. Eher schon fürchtet man den Tag, an dem man wieder das Büro betreten muss und der Chef einem schon von weitem mit einem einzigen Ausruf die ganze Erholung raubt: Ah, auch mal wieder da! Bello würde so etwas nie sagen.
 

 

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