Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (28. Oktober 2012)
 
Reserven haben
 

   Diese Woche kommt ein neuer James-Bond-Film in die deutschen Kinos. Er heisst "Kniefall" oder so ähnlich. Der Filmkritiker, der den Film vorab sehen durfte und von dem unsere Redaktion die Inforrmationen hat, war während der Vorführung durch eine Kollegin abgelenkt, wie er sagt. Die Kollegin schreibe normalerweise über Finanz- und Wirtschaftspolitik und habe sich mit den strengen Gepflogenheiten bei Pressevorführungen nicht ausgekannt, sagt er. Deshalb könne er nur ungefähr die Handlung des Films wiedergeben, aber da alle James-Bond-Filme in etwa gleich abliefen, sei das allemal ausreichend.

   Bösewicht des Films soll ein ebenso grössenwahnsinniger wie rachsüchtiger Grieche sein, der es auf die Goldreserven der Bundesrepublik Deutschland abgesehen hat. Mit gefälschten Dokumenten verschafft er sich Zutritt zur Euro-Zone und arbeitet sich bis zum Abteilungsleiter bei der Deutschen Bundesbank hoch. Dort bekommt er eines Tages den Auftrag, die deutschen Goldreserven persönlich in Augenschein zu nehmen. Der Bundesrechnungshof habe dies gefordert, meint sein Vorgesetzter, und man wolle mit diesen verdammten Erbsenzählern keinen Streit.



   Ein Teil der deutschen Goldreserven lagert unter anderem in der britischen Zentralbank in London. Der Grieche entwickelt nun einen teuflischen Plan, wie er die Barren an sich bringen und damit dem verhassten Deutschland schaden kann. Irgendwas mit mit Flugzeugen, die Giftgas versprühen. Unser Filmkritiker ist sich an dieser Stelle nicht sicher, ob er nicht den Film "Goldfinger" mit "Kniefall" verwechselt - sofern der Film überhaupt "Kniefall" heisst.

   Die Vorbereitungen des Verbrechens bleiben jedenfalls dem britischen Geheimdienst nicht verborgen. Sonst wäre es ja kein James-Bond-Film. Der Geheimagent stimmt sich in seinem Bemühen, den Überfall zu verhindern, eng mit seiner Chefin M ab. M könnte in dem Fall auch für Merkel stehen, witzelt unser Filmkritiker. Puh! Man hat es nicht immer leicht mit diesen Kulturredakteuren.

   Der Schluss des Films darf natürlich nicht verraten werden. Nur soviel: James Bond landet im Bett mit einer Frau. Seine Chefin M. versucht vergeblich, ihm zur Rettung des Volksvermögen zu gratulieren. Die Deutschen wiederum stellen fest, dass ihre Goldreserven - Griechenland hin oder her - nur einen Wert von 133 Milliarden Euro haben und somit bei weitem nicht ausreichen, die aufgelaufenen Staatsschulden von über zwei Billionen Euro zu decken. Um die Inflationsangst zu bekämpfen, werden daraufhin alle Gesundheitsämter angewiesen, auch die Menge des im Umlauf befindlichen Zahngoldes in den Mündern der Bevölkerung zu erfassen. Das beruhigt dann alle wieder. Aber Vorsicht: In der letzten Szene sieht man grinsend den berüchtigten Bond-Fiesling "Beisser" auf einem Zahnarztstuhl sitzen. Ein Hinweis darauf, dass auch das Böse noch Reserven hat. Fortsetzung folgt.
 

 

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