Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (11. November 2012)
 
Spatzen
 

   Die Kastelruther Spatzen haben es diese Woche von den Dächern gepfiffen: Nicht jeder Ton, der in der Schunkel-Branche auf CD verkauft wird, stammt von denen, die auf der Verpackung dafür den Kopf hinhalten. Das ist, meine Damen und Herren, kein Skandal, sondern in Wahrheit nur zu unserem Besten. Im Grunde sollte man dankbar sein, wenn auf CD Musikanten in die Tasten greifen oder auf die Pauke hauen, die den Beruf gelernt haben, und nicht die, deren solariumgegerbter Bauernschädel besser mit dem Trachtenjanker harmoniert.

   Offenbar sind die weisen Worte eines deutschen Altkanzlers in Vergessenheit geraten, der die Welt gemahnt hat, dass nur zählt, was hinten rauskommt. Wir verfahren an dieser Stelle seit Jahren nach dieser Devise. Oder haben Sie wirlklich geglaubt, dass diese Kolumne jedes Mal von der Knallcharge geschrieben wird, die dafür ihren Namen hergibt? Würden wir das tun, könnten wir das Niveau kaum halten. Die noble Aufgabe des eingangs als Autor aufgeführten Herrn besteht darin, die Leserpost zu beantworten. Die Texte werden von eingekauften Satireprofis verfasst.



   Andere Baustelle: In etlichen Tageszeitungen waren diese Woche Interviews mit dem New Yorker Songwriter Lou Reed zu lesen. Offenbar ist das Mitteilungsbedürfnis des Künstlers gegenüber Journalisten nicht sehr ausgeprägt, weshalb man als Leser einigermassen irritiert zurückblieb. Drogen? Jetlag? Kein Bock? Ein vielversprechender Ansatz könnte es sein, wenn Lou Reed für seine Interviews professionelle Antwortgeber einstellt. Auf den deutschsprachigen Raum übertragen, böten sich da die Kastelruther Spatzen an, die vom Plattencover. Vielleicht könnten die Männer dabei eine Virtuosität entfalten, die ihnen am Instrument verwehrt bleibt.

   An diesem Samstag, 20.15 Uhr, ARD, wollen die Kastelruther Spatzen im "Musikantenstadl" beweisen, dass sie es können. Nehmen Sie das als Programmhinweise. Oder als Warnung.
 

 

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