Entschuldigung, meine Damen,
meine Herren, dass ich heute mit einem Thema zu Ihnen komme,
von dem Sie die Nase voll haben dürften. Sorry, aber es muss
sein. Wenn ein ehemals starkes Geschlecht am Boden liegt, können
wir in dieser auf Ausgleich und Gerechtigkeit bedachten Kolumne
nicht achtlos darüber hinweggehen.
Nehmen
wir nur mal unseren Arbeitsalltag ins Visier und schauen in
ein x-beliebiges Büro, wo man die Depression förmlich riechen
kann. Geknickte Männer schleichen schweisselnd durch die Flure.
Biegt eine Frau ums Eck, sucht der Männerblick am Boden Halt.
Jetzt nur nichts Falsches sagen, nichts Falsches denken. Franz-Josef
Wagner, der Genossenpoet von "Bild", hat den Gemütszustand
des einst stolzen deutschen Hengstes auf den Punkt gebracht:
"Ich bin deprimiert, unsicher, habe Angst, ein Brüderle
zu sein."
Sind wir wirklich so
übel, wie Frau Schwarzer seit 80 Jahren behauptet? Oder gibt
es Frauen, die uns ebenbürtig sind? Ich wollte es wissen und
startete auf einer Facebook-Pinnwand, wo ich unter einem Decknamen
publiziere, eine Umfrage. Männer, die sich schon einmal sexuell
belästigt gefühlt haben, sollten sich melden. Das Schweigen
der Männer war unerträglich, eine Frau, die sich als Hündin
ausgab, schrieb: "Wenn wir unserem Briefträger an die Wäsche
gehen, ist das dann auch sexuelle Belästigung?"
Die
Sexismusdebatte ist anstrengend, aber sie hat auch etwas Gutes:
Viele Männer denken nun nach, bevor sie etwas sagen. Am Mittwoch
ist mir auf dem Flur eine junge, attraktive Frau in einem eng
anliegenden, nicht unvorteilhaften Kleid begegnet. Früher hätte
ich gesagt: "In diesem Kleid würden Sie auch in ein Dirndl
passen." Ich dachte an Brüderle. Und schwieg.
Gut
für die Frau, schlecht für mich. Ein blöder Spruch und eine
sauber getimte Entschuldigung können Wunder wirken. Ich fürchte,
wir müssen uns was Neues einfallen lassen.
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