Dinge, so oder so

 

Die Dinge der Woche (10. März 2013)
 
Ankomme
 

   Kann eigentlich noch jemand Telegrammstil? Nein, nicht das, was Sie in Zeitungen manchmal in Überschriften oder Unterzeilen finden, dass das Verb, das Hilfsverb oder der bestimmte Artikel weggelassen werden. Nicht "Grünes Licht für Stuttgart 21". Das meine ich nicht.

   Und auch nicht das insiderische Abkürzungsgetue, wie man es in SMS benutzt (da geht' schon los, müsste eigentlich Short Message Service, also KND, Kurznachrichtendienst heissen), dieses HAND- ("Have a nice day", "Schönen Tag noch") oder LOFL-Gedöns ("Lying on the floor Laughing", "Liege vor Lachen auf dem Boden").

   Ich meine echten Telegrammstil, wie man ihn früher gebraucht hat, um schriftliche Mitteilungen zügig und zuverlässig von A nach B zu schicken. In Texten, in denen jedes weglassene Wort Geld wer war. Kein Mensch hätte "Ich komme am Samstag um 10 Uhr an". Der Liedermacher Reinhard Mey hat den Telegrammstil in einem Songtitel verewigt: "Ankomme Freitag, den 13., um 14 Uhr, Christine!" Das Um hätte er sich sparen können. Wohl Zugeständnis an Rhythmus. Song lief Mittwoch im Radio. Nicht ausgespielt, wg. Verkehrshinweis.



   Wie grossartig unser Land ist, erkennen wir auch daran, dass man bei uns noch Telegramme verschicken kann, obwohl das kein Mensch mehr braucht. In Thailand haben sie das Telegrafennetz im April abgeschaltet. Dort steht es um die Demokratie nicht zum Besten.

   Ich weiss, in dieser Kolumne ging es lustiger zu. Aber zum Telegrammstil fällt mir nichts ein. Es gibt kurze Witze. Aber die sind selten im Telegrammstil verfasst. Vielleicht müsste man den Telegrammstil unter Artenschutz stellen wie den Panda und das Ragusäische, das man früher im äussersten Süden der kroatischen Küste gesprochen hat.

   Verdammt, muss los! Zum Bahnhof. Gleich zehn durch. Da wollte mein Besuch kommen. Wäre blöd. Er ankomme, ich nicht da. Schicke SMS.

 

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